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Ausgenommen: Bücher


Gedanken vom Besuch der Frankfurter Buchmesse 2014. Von Henning Rasche
Ein zurückhaltend gekleideter Herr, der vor Freude gluckst, fläzt sich auf dem Sessel des ARD-Forums herum und fühlt sich dabei sichtlich wohl. „Wenn ein Mann den Bauchnabel der Frau küssen darf, hat er gewonnen“, sagt dieser Herr. Es ist Hubertus Meyer-Burckhardt, der im Gespräch mit der ARD-Moderatorin Selma Üsük nicht müde wird zu betonen, er sei eigentlich überhaupt kein Schriftsteller, sondern Drehbuchautor, Regisseur, wasauchimmer. Trotzdem aber hat Meyer-Burckhardt (nur echt mit ck und dt) ein Buch geschrieben, das er „Die kleine Geschichte der großen Liebe“ genannt hat. Die geistige Raffinesse des Werkes übersteigt das Stilmittel des Paradoxons im Titel nicht. Der Autor verharrt eher auf Bauchnabel-Niveau. 

Maue Maut



Außer der CSU braucht diese Maut niemand. Sie ist antieuropäisch, kompliziert, rechtswidrig - und vor allem erfüllt sie den Zweck einer Maut nicht. Sie ist verkehrspolitischer Unsinn. Von Henning Rasche

Jetzt, wo die Maut schon im Koalitionsvertrag stand, hätte sie eine große Chance sein können. Alexander Dobrindt, der CSU-Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur hätte sich mit einem genialen Konzept eine Krone aufsetzen können. Doch die Diskussion um die Maut war in den vergangenen Monaten vor allem auf die Frage der Machbarkeit reduziert. Wie kann ein Konzept aussehen, dass den Vorgaben im Koalitionsvertrag und gleichzeitig europarechtlich zulässig ist – das war einziger Ausgangspunkt in Politik und Medien. Schade, denn nun ist Dobrindts Konzept reichlich mau.

Wladimirowitsch sei Dank


Putins hochpolitische Spiele entlarven den russischen Präsidenten einmal mehr. Und das IOC natürlich. Von Henning Rasche
 
Das olympische Feuer ist erloschen, die Abschlussfeier beendigt, der Medaillenspiegel zur Ansicht ausgelegt und die deutschen Olympioniken von Bundespräsident Joachim Gauck am Flughafen Franz-Josef-Strauß in München empfangen worden. Sotschi 2014 ist vorbei. Geschichte, die in irgendwelchen Rückblicken und Jahrbüchern Ende Dezember noch einmal widergekäut werden dürfte, aber letztlich abgeschlossen ist. Was bleibt ist ein ziemlich bitterer Eindruck. Das IOC interessiert sich nicht für die eigenen Werte, die es vornehm in seiner Charta führt. Ausschließlich monetäre Aspekte bestimmen das Handeln der obersten Hüter des olympischen Wettbewerbs. Putin kauft sich die Spiele, Putin kauft sich ein Skigebiet, Putin kauft das IOC, Putin kauft sich irgendwie Goldmedaillen, kurzum: Putin kauft sich selbst auf Staatskosten ein besseres Image. Dadurch entfernt sich der russische Präsident weiter von der Europäischen Union als jemals zuvor. Die Stimmung ist eisig, wie zu Zeiten des Kalten Krieges. 

Recht moralisch



Recht moralisch VON HENNING RASCHE

Moralisch ist der Fall einfach gelagert. Zwar erhitzt der Fall des Sebastian Edathy die Gemüter, aber Fürsprecher hat der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete, wie andere zuletzt gescheiterte Politiker sie noch um sich zu scharen wussten, nicht mehr. Dafür ist sein Vergehen zu einfach zu bewerten. Kinder und Jugendliche nackt auf Videos und Bildern eines Erwachsenen – eine tödliche Kombination, die Karrieren jäh beenden lässt. Viele meldeten sich in den vergangenen Wochen zu Wort, aber niemand hat Verständnis für die sexuellen Präferenzen Edathys. Über ihm wird der Stab schneller gebrochen als die Staatsanwaltschaft Ermittlungen führen kann. Die Vorverurteilungen beginnen hier früh: die Information des ehemaligen Innenministers Hans-Peter Friedrich (CSU) an SPD-Parteichef, dass auf Edathy möglicherweise ein Verfahren zukommen könnte, verhinderten ein Aufsteigen des Innenexperten der Sozialdemokraten in der großen Koalition. Konkrete Hinweise, geschweige denn Beweise waren hierfür nicht von Nöten. Ein jeder ist unschuldig, bis ihm der Staat sein Vergehen nachgewiesen hat – ein eherner Grundsatz eines jeden Rechtsstaates. Doch moralische Urteile ersetzen strafrechtliche immer schneller. So war es bereits im Falle Wulff. Die Empörungsgesellschaft hat ein neues Opfer. Die politischen Konsequenzen daraus übertönen diese Problematik.