Die Zeiten der guten Laune sind in jedem Fall vorbei. Zumindest für den vor Jahren noch überall geliebten Schweizer Sepp Blatter gilt dieser Ausspruch. Seit 1998 ist der "Sepp" Vorsitzender der Fifa, also des Fußball-Weltverbandes. Doch so schlecht wie in diesen Tagen stand es um die Institution und die dahinterstehenden Personen wohl noch nie. Medien berichten von der größten und schwersten Krise der Fifa. Von Bestechung und Korruption bei der Vergabe von Weltmeisterschaften und den Vorstandswahlen ist die Rede. Bin Hammam aus Katar, der eigentlich am morgigen Mittwoch bei den Vorstandswahlen antreten und damit den Sepp herausfordern wollte, ist am Sonntag von der Ethikkomission (nicht nur die Bundesregierung hat so eine feine Einrichtung, schon wieder ein Wort des Jahres?) aus der Fifa geschmissen worden. "Supendiert", sagt man ja. Fakt ist jedenfalls, Blatter hat keinen Herausforderer mehr. Stand jetzt. Vielleicht bequemt sich ja doch noch mal jemand.
Das hätte der alt ehrwürdige Fußballverband auch bitter nötig. Sepp Blatter hat es früher immer geheißen. Der fröhlich lächelnde Schweizer, der jedem auf die Schulter klopft, gute Arbeit macht und alles im Griff hat. Das war mal. Heute heißt der Mann förmlich korrekt nur noch Joseph, vielleicht soll ihm dadurch der Kumpel-Faktor genommen werden. Er könnte so, nur durch den Namenswechsel in der Presse die Nähe zum Fußballvolk verlieren. Wenn nenne ich eher meinen Freund? Sepp oder Joseph? Der fröhlich lächelnde Schweizer lächelt nur noch, Fröhlichkeit versprüht er dabei eher nicht. Böse Zungen in der Presse behaupten in diesen Tagen, dass der arabische Frühling leider an der Fifa vorbeigegangen ist. Soll heißen Ägypten, Tunesien und andere Länder schaffen zwar ihre Diktatoren ab - die Fifa aber behält Blatter. Joseph, der wohl letzte Sportfunktionär, der sich als Diktator bezeichnen lassen muss.
Zu Recht? Wissen, was bei der Fifa so abgeht kann man eigentlich nicht. Jedenfalls wir nicht, wir Normalsterbliche. In welchen Hinterzimmern und in welchen Bars schmutzige Deals geschlossen werden erfährt die Öffentlichkeit nicht. Das ist ja auch der Sinn der Sache, sonst müsste man sich nicht ins Hinterzimmer verkriechen. Aber allein die Tatsache, dass man so wenig über die Abläufe bei der Fifa kennt spricht für sich. Wer nichts zu verbergen hat, befindet sich immer in der Öffentlichkeit. Oder sollte das als eine der größten Organisationen weltweit zumindest so handhaben.
Wer wann wo wen bestochen hat, werden wir wohl nicht erfahren. Man munkelt es ginge um die WM-Vergabe nach Russland und in den Katar, wissen tut das aber niemand so richtig. Und genau das ist der Grund, warum der ehemalige Sepp seinen Hut nehmen muss. "Um Schaden von der Institution" abzuwenden, so lange das noch nicht zu spät ist, muss Blatter weg. Warum erkennt das niemand bei der Fifa. Es wird Zeit für einen Neuanfang. Und der gelingt nicht, wenn Joseph Blatter morgen erneut zum Fifa-Vorsitzenden gewählt wird. Was dann passiert? Nichts. Und das ist das Problem.
her
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