Heute ist Sonntag, der 31. Oktober 2010. Das wird jeder wissen, der schon einen Blick auf den Kalender gewagt hat. Apropos Kalender, was steht da eigentlich heute drauf ? Auf meinem habe ich klein gedruckt das Wort Halloween gelesen. Ja, okay. Dann beginne ich diesen Tag mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass heute Halloween ist. Aber ein bisschen verwundert mich das schon, früher dachte ich nämlich, dass am 31. Oktober jeden Jahres Reformationstag ist. Pustekuchen. Der höchste Feiertag der evangelischen Kirche ist wie vom Erdboden verschluckt. Nicht mal der Kalender erwähnt ihn noch und das alles nur wegen einem amerikanischen Brauchtum.
Die Düsseldorfer Innenstadt öffnet heute sogar von 13-18 Uhr die Geschäfte, noch einige andere Städte haben sich entschlossen einen verkaufsoffenen Sonntag zu veranstalten, am Reformationstag. Man stelle sich in dieser Situation einmal vor, Allerheiligen würde auf einen Sonntag fallen und die Städte wollten die Geschäfte öffnen. Die komplette katholische Kirche würde Sturm laufen, rebellieren, wahrscheinlich sogar Klage erheben. Von der evangelischen Kirche habe ich persönlich keine Proteste wahrgenommen, überhaupt hört man wenig von diesem kleinen Skandal, der wohl für die wenigsten überhaupt ein solcher ist.
Dracula-Braten, Hexen-Pfanne, Halloween-Specials, - Parties, Kürbisse, Süßes-sonst-gibt's-Saures-Touren, Zombie-Kostüm, die ganze (Konsum-)Welt hat sich ausgerichtet auf das aus Amerika importierte Fest. Der Ursprung soll bereits im 19. Jahrhundert in Irland liegen, witzigerweise heißt es, dass es sich um eine christliche Tradition handele. Der Vorabend von Allerheiligen, All-Hallows-Eve, sozusagen. Also doch nicht so unchristlich, wie inzwischen die Junge Union durch die Bild-Zeitung verbreiten will. Der Knackpunkt liegt ganz woanders. Wie konnte es dazu kommen, dass ein Fest, dass die Iren erfunden und die Amerikaner praktiziert haben nach Deutschland überschwappte ? Es findet ein Hype statt, der nicht nur mein Unverständnis weckt, sondern auch Verwunderung. In aller höchstem Maße.
Möglicherweise ist die Geschichte jetzt auch schon ausgelutscht, ich hab sie letztens in einem Magazin gelesen und fand sie höchst interessant. Denn als Anfang der 90er Jahre wegen des ersten Irakkrieges Karneval ausfallen musste, hatte die Süßwaren- und Spielzeugindustrie ordentiche Einbrüche in den Einnahmen. Was tun ? Die Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) hatte eine tolle Idee. Ein neues Fest, bei dem die Leute wieder viel Geld für Süßigkeiten und allen möglichen Schwachsinn ausgeben können, musste her. Was bot sich an ? Halloween. Also haben sie sich zum Ziel gesetzt den Leuten aufzuschwatzen, dass es dringend nötig ist, sich aufgeschlitzte Kürbisse vor's Haus zu stellen und als Vampir durch die Straßen zu laufen.
Offenbar hat es Früchte getragen, heute gilt der Kürbis als Herbstdekoration und viele Kinder kennen den 31. Oktober nur noch als Halloween. Die Tradition hat sich in Deutschland etabliert. Zur deutschen Kultur gehört das Fest trotzdem nicht.
Ich brauch das nicht, ich habe es vor 10 Jahren nicht gebraucht, daran hat sich heute nichts geändert. Das ist nicht rückschrittlich oder konservativ. Ich geh jetzt auch nicht heute in die Kirche oder morgen. Aber ich halte mich aus Halloween heraus. Ich lasse jeden Halloween feiern der will, aber dann lasst mich doch bitte auch ohne diesen obskuren Brauch leben. Ich will nicht von überall damit zugemüllt werden.
Eure Freiheit-meine Freiheit. Danke.
her
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