Am Dienstag war es dann soweit. Er hatte sich seine Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht, fünf Tage hat er gewartet. Und doch, war es "alternativlos", wie es heute so oft heißt. Er konnte sich nicht anders entscheiden. Denn hätte er einfach so weitergemacht, wäre das ein Sieg für seinen Vorgesetzten gewesen, für die öffentliche Demütigung, für eine Unverschämtheit. Danken wir ihm also, dass er so tapfer war.
Natürlich geht es um "den Offer", wie sein (Ex-) Chef ihn nennt. Als am Donnerstag vor einer Woche das Finanzministerium zur Pressekonferenz lud, sollten eigentlich positive Meldungen davon ausgehen. Man wollte, dass alle Welt mitbekommt wie viel Geld dieses Jahr zusätzlich eingenommen wird, die Steuerschätzung verhieß schließlich Gutes. Gekommen ist aber alles ganz anders, aus der Steuerschätzung wurde eher eine Randnotiz. Weniger das Thema wurde in den Medien präsent, als viel mehr der Ablauf der Pressekonferenz. Die anwesenden Journalisten sollten die Zahlen des Finanzministers vorher in gedruckter Form in den Händen halten können, damit er nicht alles vorlesen müsste. Michael Offer, damals noch Sprecher des Finanzministers, begrüßte alle Anwesenden und verwies auf besagtes Papier, das doch alle haben müssten. Nein, hatten sie noch nicht. Den Finanzminister persönlich, Wolfgang Schäuble, verwunderte dies offenbar zutiefst. Nein anders, er flippte total aus. Schäuble hätte ihm vor ner halben Stunde die Wette angeboten, dass die Zahlen noch nicht verteilt wären, wenn es los ginge. Arrogant, dämlich grinsend guckte er zu den Journalisten. Einige von ihnen lachten, wahrscheinlich weil sie dachten Schäuble hätte einen Witz gemacht. Hatte er aber nicht. Er kriegte sich nämlich gar nicht mehr ein. Michael Offer ist aber nicht umsonst Sprecher. Er weiß, wie man sich in solchen Situationen verhalten sollte, selbst wenn es sich anfühlt wie ein Tritt in die Magengrube oder noch weiter drunter. Also holte er aus und versuchte zu erklären, dass noch einige Grafiken dazugekommen wären und... Ja, mehr konnte man nicht hören, denn Schäuble würgte ihn ab: "Reden Sie nicht, Offer, sondern sorgen Sie dafür, dass die Zahlen jetzt verteilt werden!" Damit nicht genug, wutentbrannt verließ er die Pressekonferenz mit der Absicht erst wieder einzukehren, wenn die Zahlen verteilt seien. Herr Offer traute seinen Augen wohl nicht, aber sein Vorgesetzter machte das wirklich. 20 Minuten später, die Zahlen wurden gerade noch verteilt, kommt Schäuble wieder rein. Sitzt an seinem Tisch, grinst er wieder dämlich, wieder arrogant. "Holt mir mal einer den Offer her", "Wo bleibt denn der Offer?", "Jetzt warten wir noch, bis der Offer da ist. Er soll den Scherbenhaufen schon selber genießen", führte Schäuble seinen Feldzug fort.
Als Signal von der Pressekonferenz ging also nicht aus, dass die Steuerschätzung positiv ausfällt, sondern dass der zuständige Finanzminister Wolfgang Schäuble von der CDU seine Mitarbeiter wie Untergebene, Nichtsnutze, ja Vollidioten behandelt. Dass jeder von uns mal einen schlechten Tag hat, dass es für jeden von uns etwas gibt, was ihn auf die Palme bringt, was gar nicht geht, dass jeder von uns auch mal durchdreht ist ja normal. Aber dass ein Politprofi wie Wolfgang Schäuble vor der versammelten Hauptstadtpresse wegen einer solchen Bagatelle derart ausrastet, ist damit nicht zu rechtfertigen. Er hätte wissen müssen, wie die Medien damit umgehen. Hat er also bewusst kalkuliert, dass er als Unmensch dargestellt wird? Wollte er den Menschen "den harten Schäuble" zeigen, nachdem er wegen seiner Krankheit als "der schwache Schäuble" dargestellt wurde? Oder wollte er nur seinen Sprecher loswerden? Das hätte er aber doch wohl auch einfacher haben können.
Wolfgang Schäuble hat seinen Sprecher gedemütigt. Sprecher von Ministern leben zuweilen von dem Vertrauen, dass eben dieser ihnen schenkt. Ein solches Arbeitsverhältnis lebt davon, dass der Minister dem Sprecher blind vertrauen kann und umgekehrt. Anders macht sowas keinen Sinn, in erster Linie soll der Sprecher nämlich nicht erklären, was der Minister meint, sondern warum der Minister das gerade jetzt erzählt. Er muss also aus dem Vertrauen heraus arbeiten. Wer jetzt behaupten möchte, er habe zwischen den beiden, Schäuble und Offer, ein Vertrauensverhältnis gesehen, dem empfehle ich nochmals das Video (siehe Link unten) zu studieren. Denn wer sich auch nur ansatzweise in die Lage dieses Mitarbeiters versetzen kann, der weiß, wie Michael Offer sich schon während der Pressekonferenz gefühlt haben muss. Die ganze Bundesrepublik hat mitbekommen, wie Schäuble ihn runtergeputzt hat. Ihn herabgewürdigt hat, wie es vermutlich tausende Chefs jeden Tag mit ihren Mitarbeitern machen. Das macht es nicht besser für Schäuble, denn er ist derjenige, der im Rampenlicht steht, der Zeichen setzen kann, wie es in einem Betrieb ablaufen sollte, wie man mit seinen Mitarbeitern umzugehen hat. Das war offenkundig nicht sein Begehren. Was er damit wollte, wissen wir nicht, es ist nur klar, dass es gewaltig nach hinten losging.
Denn der eigentliche "Sieger" in diesem Duell heißt Michael Offer. Dass er noch so lange überlegt hat, ob er wirklich kündigen soll, spricht für ihn. Denn so steht er nicht als vorrübergehend beleidigte Leberwurst da, sondern als jemand, der genau entscheiden kann, was er mit sich machen lässt und was nicht. Schäuble steht jetzt da, als verwirrter, unzurechnungsfähiger Koleriker, dem sein Job vielleicht doch langsam zu viel wird. Nicht Offer hätte den Mund halten sollen, sondern Schäuble, der gar nicht mehr aufhören konnte, seinen Sprecher zu pisaken (piesacken? - nichtmal der Duden gibt Aufschluss) - immer noch setzte er einen drauf. Und lächelte dabei. Danke also Michael Offer, dass sie es Herrn Schäuble nicht leicht gemacht haben und der jetzt der Verlierer ist. Denn Sympathien dürfte er nach dieser Aktion in der Bevölkerung wohl kaum noch haben. Wolfgang Kubicki von der FDP sagte übrigens: "Der Schäuble steht unter Drogen". Zum ersten Mal kann ich den Gedankengang eines Liberalen von der FDP nachvollziehen.
Hier das Video: http://www.youtube.com/watch?v=7bcUzwYeXUk
her
Schäuble gehört abgeschafft.
AntwortenLöschenÜberwachungsstaat anfächter und Geizhals.
Unfähig den Schuldenberg zu mindern obwohl die Mittel es hergeben.