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Die Kunst des Schweigens

Heute war ein komischer Tag und gestern doch irgendwie auch. Wie schon fast üblich, mache ich mir am Tag vor dem nächsten Erscheinen eines Textes Gedanken über den Inhalt desselben. Was umtreibt mich? Welchem Zorn muss ich Luft geben? Worüber lohnt es sich geistige Auseinandersetzung zu betreiben? 
Zugegeben, bei mancher aktueller Schlagzeile bilde ich mir ein, dass auch ich sie kommentieren müsse. Vielleicht erwartet der Leser das ja auch? Ich denke sogar schon. Also zurück zum gestrigen Tag: schon bei der morgendlichen Lektüre der Tageszeitung fiel mir die erstaunliche Leere auf. Manchmal brennt mir auch was anderes auf der Seele, was unpolitisches. Darüber hätte ich ja im Falle der Leere schreiben können, habe ich mir gedacht. Aber auch da war nichts. Ich fühlte irgendwo eine gewisse innere Ausgeglichenheit, kein innerer Krawall, kein Aufreger, nichts. Ist das was schlechtes? Zunächst ja, weil ich mir Sorgen machte. Was könnte ich wohl schreiben? Der eigene Druck, den ich mir gesetzt habe durch Erscheinungstermine, er wurde mir zum Verhängnis. Dies hatte ich nicht bedacht: Was mach ich eigentlich, wenn es nichts gibt, worüber ich berichten könnte? Als ich die Termine festlegte, machte ich mir darüber zwar Gedanken, verwarf sie aber schnell wieder mit der Begründung das werde schon nicht passieren. 
Gestern war es soweit. Ich wusste nicht, worüber ich schreiben sollte. Also hab ich verzweifelt überall nach Themen gesucht. Worüber berichten die Zeitungen, Magazine und Fernsehsender? Irgendwas brauchbares dabei? 
Dioxin-Skandal, Attentat in Amerika, Fortschrittsprogramm der SPD, Westerwelle in Afghanistan, Hartz IV - Beratungen, Kandidaten des Dschungelcamps... 
Die atemberaubenden Schlagzeilen nehmen kein Ende. Diese Eier-Schmach ist ja nicht erfreulich, aber ich mag ohnehin keine Eier. Was soll ich dazu sagen? Amerika? Ja gut, die sind nicht mehr zu retten. Schlimm, ohne Frage, aber auch nicht weltbewegend, bei aller Liebe. Die SPD... Ja, da könnte ich viel zu sagen. Aber ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll. Westerwelle in Afghanistan - das einzig positive ist, dass er gerade nicht in Deutschland ist. Wir sollten ihm die Einreise verweigern. Hartz IV ist ohnehin im Moment ohne Worte und Rainer Langhans im Dschungelcamp versucht dort nur seiner Hartz IV - Bezahlung zu entkommen. 
Nichts, was mich bewegt. 

Die einzige Schlussfolgerung, die ich daraus ziehen kann ist folgende: 
Es kann keinen Zwang der Veröffentlichung geben. Das macht keinen Sinn, lieber schreibe ich gar nicht, als über Schwachsinn. Es sei mir also verziehen, dass ich den heutigen Termin etwas verstreichen lassen habe. 
Donnerstag halte ich wieder ein, das Thema hab ich schon im Kopf. 

Als Blogger ist man schließlich ausschließlich sich selbst verpflichtet.  Ab und zu muss man auch mal nichts sagen dürfen. Es ist auch eine Aussage, wenn man das Schweigen vorzieht.


her

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