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Guttenberg zurückgetreten

Für viele überraschend, drehte sich am Rest des Tages die Welt dennoch weiter. Obwohl "Deutschlands nächster Kanzler", "das politische Ausnahmetalent", "der politische Shootingstar", "die große Hoffnung der CSU", "die Lichtgestalt" am Dienstagvormittag seinen Rücktritt vom Amt des Bundesverteidigungsministers erklärt hat. Karl-Theodor zu Guttenberg ist also nicht mehr der oberste Befehlshaber der Bundeswehr, er gibt sein Bundestagsmandat wohl ab und verlässt damit die politische Bühne. Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm den Rücktritt "schweren Herzens" an. Damit hat für das politische Berlin schon die Suche nach einem Nachfolger begonnen. Als mögliche Namen werden Alexander Dobrindt oder Christian Schmidt gehandelt. 

Doch was war da geschehen? Der Mann, der sich selbst von den Medien inszenierte und sich zum Politiker der Bild-Zeitung gemacht hatte, ist nun über ebendiese (mit Ausnahme der Bild-Zeitung, die wohl immer noch zu ihm hält) Medien gestolpert. Der Mann, der Bundeskanzler werden wollte und sollte, ist an seinen eigenen Ansprüchen von Wahrheit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gescheitert. Wie konnte das passieren? Wie konnte er so blauäugig sein zu glauben sein Betrug würde nicht auffliegen? Ist das Naivität? Oder pure Arroganz? Als die Süddeutsche Zeitung vor zwei Wochen erstmals über die Doktorarbeit Guttenbergs berichtete, bezeichnete Guttenberg die Vorwürfe als absurd. Als er dann sich "am Wochenende hingesetzt hat", um die Arbeit noch einmal zu lesen, sei ihm aufgefallen, dass sie "gravierende Fehler" enthielte. Mit Hochdruck wurden immer mehr Stellen gefunden, die Guttenberg einfach abgeschrieben hatte. Die Arbeit entpuppte sich als einziges Plagiat. Der mediale Druck auf den ehemaligen Verteidigungsminister wuchs stündlich. Im Internet taten sich Wissenschaftler zusammen, die die Plagiate aufdeckten und einen offenen Brief an Frau Merkel mit über 50.000 Unterschriften sendeten. Die Opposition konnte im Bundestag schärfste Beschimpfungen loswerden ohne, wie sonst üblich, dafür gerügt zu werden. Erst gestern tauchte im Internet das Video eines Bayreuther Jura-Professors auf, der Guttenberg einen Betrüger nannte. Guttenberg hatte sich in mediale Verwirrungen verstrickt, die Presse brüskiert und nie für Klarheit in der Angelegenheit gesorgt. Nicht einmal heute, als er seinen Rücktritt ankündigte, stand er zu seinem Betrug, räumte seine Fehler nur pauschal ein. In seiner Erklärung machte er vor allem die Medien für seinen Rücktritt verantwortlich, wies aber pflichtbewusst daraufhin, dass auch er zu seinem medialen Glanz beigetragen habe. Warum er nicht einfach mal den Satz "Ja, meine Doktorarbeit ist ein Plagiat, ich habe abgeschrieben" sprach, bleibt ein Rätsel. 

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