Die Sozialdemokraten stecken in einer Krise. Diese Erkenntnis ist nicht bahnbrechend, es ist eine Tatsache, die in politischen Kreisen längst als bekannt vorausgesetzt wird. Der SPD fehlen die Themen und die Persönlichkeiten. Sie hängt hinter den Grünen her, die ihr den Schneid derzeit abkaufen. Und ausgerechnet jetzt bringt sich die Partei in den Medien mit einem Kanzlerkandidaten ins Spiel. Dabei gäbe es so viel wichtigeres, was sie den Leuten mitteilen müsste.
Peer Steinbrück ist ein ehrenwerter Mann. Er ist zwar schon 64 Jahre alt und bei weitem kein Nachwuchspolitiker mehr, aber in der SPD verbinden ihn viele Sozialdemokraten mit Hoffnung. Er könnte es doch schaffen 2013 Angela Merkel herauszufordern. Er könnte doch "unser" Bundeskanzler werden, dann hätten "wir" auch mal wieder was zu feiern. Peer Steinbrück als Bundeskanzler - zugegeben, eine Vorstellung mit der ich mich anfreunden könnte. Doch wie können ernsthaft Politiker der SPD darüber nachdenken einen Kanzlerkandidaten zu benennen? So etwa zwei Jahre vor der nächsten Wahl. Es grenzt an Realtitätsverlust und unübertreffbarer Arroganz, wenn Sozialdemokraten ernsthaft glaubten in dem jetztigen Zustand einen Bundeskanzler stellen zu können. Denn die Partei ist in einem erbärmlichen Zustand. Sie ist alt, älter, am ältesten. Sozialdemokraten sterben aus, das große Thema der sozialen Gerechtigkeit scheint die Menschheit nicht mehr derart zu bewegen. Die Partei wirkt altbacken, verkrustet und opportunistisch. Allen voran der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, der jede denkbare Position bezüglich eines Themas schon vertreten hat.
Mit positiven Schlagzeilen kann sie sich nicht rühmen. Aber das schlimmste ist: Nicht einmal mit negativen Schlagzeilen können die Genossen auf sich aufmerksam machen. Weder das Volk noch die Medien interessieren sich für die Partei, die in den 80er Jahren stehen geblieben scheint. Junge Leute, die neue Posten besetzen könnten? Fehlanzeige. Nachwuchs heißt in der SPD mitte 50. Mit Pauken und Trompeten blamiert sich die Partei, wo sie nur kann. "Seht her! Wir werfen solche rechten Schweine wie den Sarrazin aus der Partei!" Pustekuchen. Nichts was angekündigt wird, kann umgesetzt werden. Das ist peinlich und wirkt nach außen opportun. Nie hatte eine Regierung ein schlechteres Image als die jetzige schwarz-gelbe Bundesregierung. Nie stand eine Regierung so oft vor dem scheitern wie jetzt. Und was macht die Oppositionspartei SPD daraus? Richtig: Überhaupt nichts. Sie karrt seit der letzten Bundestagswahl zwischen 22 und 28% in den Umfragen herum. Was für erbärmliche Ergebnisse, wenn man bei der Defintion Volkspartei 30% als Richtwert nimmt.
Doch wie soll das bis 2013 wieder besser werden? Wie größenwahnsinnig sind Leute, die in der SPD von Kanzlerkandidaten sprechen? Warum fangen die Sozialdemokraten nicht einfach mal unten an? Bei sich selbst? Ein Anfang wäre die verkrusteten, für junge Leute völlig unattraktiven Parteistrukturen zu reformieren. Und dies nicht nur ankündigen, sondern auch zeitnah umsetzen. Solche Prozesse dürfen keine vier Jahre mehr dauern. Es ist Zeit, dass sich jetzt etwas tut. Was es heißt Parteistrukturen zu reformieren? Sich öffnen. Medienoffener zu werden. Junge Leute im Internet erreichen, das persönliche Gespräch am Markt, im Dorf oder in der Stadt häufiger suchen. Auf die Leute zu gehen, mit ihnen über ihre Probleme sprechen und nicht nur über das Wetter. Mitwirkungsmöglichkeiten für junge Mitglieder erweitern und sie nicht nur in pubertierende Jugendorganisationen abschieben. Nicht nur Migranten-, sondern auch Altersquoten einführen. Themen suchen und finden, die die Menschen bewegen. Soziale Themen, die die SPD von den Grünen deutlich abtrennt. Schließlich steht die SPD für soziale Gerechtigkeit, für Chancengleichheit und nicht nur für Bio-Eier und Photovoltaik-Anlagen. Aber es muss nun mal gekämpft werden. Kämpfe müssen irgendwann begonnen werden, in der SPD ist davon nichts zu sehen. Vielleicht muss auch wieder ein neuer Parteivorsitzender gefunden werden. Herr Gabriel hat sich nicht bewährt. Er führt die SPD nicht aus der Krise, er verharrt mit ihr dort unten. Die SPD muss etwas tun.
Vor allem: Sollte sie nicht über Dinge disktuieren, die in weiter Ferne liegen. Man soll das Fell des Wildschweines schließlich erst verkaufen, wenn man es erlegt hat. Glück auf.
her
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