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Die drei von der Tankstelle (Ursprungstext)

Dafür ist verrückterweise der Text "Die drei von der Tankstelle" wieder aufgetaucht. Erst hatte Blogger ihn geschluckt, jetzt geben sie ihn mir zurück. Danke dafür. Wer ihn noch nicht gelesen hat, kann das damit ab jetzt wieder tun.

Zickezacke, Zickezacke, heu, heu, heu! Viel etwas anderes fiel mir nicht ein, als ich von der neuen FDP-Personalkonstellation las. Und mal ganz ehrlich: Wen will die FDP eigentlich damit beeindrucken? Sich selbst? Wähler, derer die Partei ohnehin kaum noch welche haben dürfte, werden sich für das neue Personaltableau jedenfalls nicht interessieren. Der künftige FDP-Vorsitzende Philipp Rösler wird Wirtschaftsminister. Rainer Brüderle, der dieses Amt bislang bekleidete, wird Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Das war bislang Birgit Homburger, die jetzt erste stellvertretende Parteichefin werden soll, was für ein klangvoller Name! Rösler war bislang Gesundheitsminister, dieses Amt wird also auch noch frei. Füllen wird die Lücke Daniel Bahr, bisheriger parlamentarischer Staatssekretär im Gesundheitsministerium unter Rösler und NRW FDP-Parteivorsitzender. Und wer muss gehen? Niemand. 


Obwohl doch alle, von der Basis bis in die höchsten Parteigremien, nach einem radikalen Kurswechsel, nach starken personellen Veränderungen geschrien haben verändert sich erschreckend wenig. Kein einziger Kopf rollte, niemanden stellte die Partei bloß. Nicht einmal Gudio Westerwelle, für viele der Grund allen Übels, wurde vollständig aus der Politik verjagt. Auch wenn man ihn schon lange nicht mehr gesehen hat, Außenminister ist er immer noch. Der radikale Kurswechsel der FDP verläuft nach dem Motto Bäumchen wechsel dich. Heute hier, morgen da. Das kann doch nicht gut sein. 


Birgit Homburger, die wohl niemand mehr mag und auch nie jemand mochte (weder in der Partei, noch außerhalb davon), wurde man einfach nicht los. Das neue junge Führungsduo bestehend aus den Mittdreißigern Rösler und Lindner war zu schwach, um die Schwäbin vom Hof zu jagen. Den ständigen Problembären Rainer Brüderle, der kürzlich noch der Industrie den Plan von der Wählertäuschung in der Atomfrage verriet, ereilt ein eher kurioses Schicksal. Von einer schwächeren innerparteilichen Stellung als Wirtschaftsminister wird er zu einer der wichtigsten Figuren der Parteiführung. Als Fraktionsvorsitzender wird Brüderle weitaus mächtiger, als dem ein oder anderen lieb sein dürfte. Wo schon diese beiden Postenwechsel nicht logisch erklärbar sind, sollten sich doch wenigstens für die Ministerwechsel starke Argumente finden, oder? 


Schnell landen wir dabei an einer sehr grundsätzlichen Frage: Spricht es eigentlich für oder gegen die Qualität unserer Bundesminister, dass sie ständig das Ressort wechseln? Es ist doch wahrlich schwer vermittelbar, wie jemand, der sich die letzten Jahre nur um Gesundheitspolitik gekümmert hat auf einmal - ohne Probe- oder Lehrzeit - das Wirtschaftsministerium übernehmen kann. Liegen Gesundheit und Wirtschaft so nah beieinander? Diese Fragen scheinen sich den Politikern gar nicht mehr zu stellen. Da geht es nicht mehr darum, wie all die neue Arbeit bewältigt werden soll. Nein, es geht einzig allein nur noch um Macht. Politiker, wie die drei von der Tankstelle, Rösler, Lindner und Bahr - man nennt sie auch liebevoll Filialleiter-Politiker, weil sie so aalglatt sind - haben keine Projekte mehr. Rösler verknüpfte einst seine Gesundheitsreform mit seiner persönlichen politischen Karriere. Wenn die Gesundheitsreform nicht klappt, dann geht es ohne mich weiter. Eigentlich ein mutiger Ausspruch. Allein es fehlt die Konsequenz. Da Rösler jetzt einfach ins Wirtschaftsministerium abhaut, kann er seine Gesundheitsreform nicht weiter voran treiben. Das Projekt, auf das er einst so geschworen hat, ist ihm doch egal. Er will weg, ins vermeintlich populärere Wirtschaftsministerium. Er will dort Karriere machen, Macht haben. Pöstchen sammeln. Die Inhalte sind da egal. Hauptsache Politiker. 


Die jungen drei Bahr, Lindner und Rösler sind die Zukunft der FDP. Sie alle sind unter vierzig und sind eine einzige Ausnahme in der deutschen Parteienlandschaft. Keine andere Bundespartei hat derzeit so viel starken Nachwuchs in obersten Führungsgremien zu bewundern. Dafür an dieser Stelle ein dickes Lob. In der CDU ist beispielsweise der 46-jährige Norbert Röttgen der Nachwuchs-Star. Die SPD hat überhaupt keinen ernstzunehmenden Nachwuchs und sollte sich bitter dafür schämen, anstatt wild irgendwelche unüberlegten Migrantenquoten anzuschaffen. So sehr man sich an der FDP auch aufreiben kann, so viel Mist wie diese Partei in der Zeit an der Regierung auch verzapft hat, hinsichtlich der Nachwuchsförderung sollten sich alle anderen Parteien bei der FDP mal eine Scheibe abschneiden. Ich hätte nicht gedacht, das ich so etwas mal schreiben würde. 





her

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