Schon vor Monaten war die Entscheidung des neu gewählten Bundespräsidenten Christian Wulff bekannt geworden. Bundestrainer Joachim Löw solle das Bundesverdienstkreuz erhalten, seine Nationalspieler das silberne Lorbeerblatt. Dem allgemeinen Verständnis nach wird das Bundesverdienstkreuz an denjenigen verliehen, der etwas für den Bund, für die Bundesrepublik und vor allem für seine Bürgerinnen und Bürger getan hat. Offiziell heißt es, das Bundesverdienstkreuz wird an diejenigen verliehen, die "für das Gemeinwohl des Landes besondere Leistungen erbracht haben".
Es wird die Frage erlaubt sein, was genau Jogi Löw für besagtes Gemeinwohl getan hat. Dabei ist besonders auf die Begründung des Bundespräsidenten zu achten, der den Cheftrainer der Deutschen Fußballnationalmannschaft wegen eines besonders guten dritten Platzes bei der FIFA WM 2010 ehrte. Gemeinwohl?
Profifußballer und deren Trainer, deren Gehälter mit mehreren Millionen Euro im Jahr geschätzt werden können, haben also etwas für uns getan. "Diese Mannschaft ist ein Spiegel der tatsächlichen Gesellschaft unseres Landes", sagte Wulff bei der feierlichen Übergabe des Verdienstordens am gestrigen Dienstag in Berlin.
Mit Verlaub Herr Präsident, das verstehe ich nicht. So rührend auch die Geschichte eines Jerome Boateng oder eines Mesut Özil sein mag. Mit der tatsächlichen Gesellschaft hat das doch wenig zu tun. Das kann man den Herren Özil, Löw, Khedira, Tasci und wie sie alle heißen sicher nicht zum Vorwurf machen. Sie haben nicht darum gebeten ausgezeichnet zu werden. Aber wer im Profifußball groß wird, dem darf man unterstellen, dass er um die eigentlichen Probleme unserer Gesellschaft drum herum geschifft wurde. Stichwort Integration. Leidiges Thema - aber ist es nicht so, dass man auf der Bühne des deutschen Profifußballs viel schneller zu Anerkennung kommt, als auf dem Pausenhof einer Schule ?
Wenn diese Mannschaft ein Spiegel der tatsächlichen Gesellschaft wäre, bräuchten wir auch keine Hartz IV-Erhöhung diskutieren, weil wir dann alle auf unseren Kontos 7-stellige schwarze Ziffern fänden.
Wulff meinte vermutlich, dass er stolz darauf ist so viele Spieler mit Migrationshintergrund in den Reihen des Nationalteams zu finden. Das darf er auch sein. Aber dafür ein Bundesverdienstkreuz an den Trainer ? Hat der nicht nur seinen Job gemacht und die besten Fußballer in Deutschland in das Team geholt ?
Joachim Löw ist jetzt Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Er wird sich damit ähnlich unwohl fühlen wie Barack Obama, den Friedensnobelpreisträger von 2009. Bei dem wusste auch keiner so genau, was er dafür getan hat.
Aber Jogi Löw ist nicht alleine. Bis auf Erich Ribbeck haben übrigens alle Bundestrainer das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Das Gemeinwohl scheint genügsam zu sein.
her
Da hab ich was Passendes in einem Artikel auf t-online.de gefunden.
AntwortenLöschenhttp://sport.t-online.de/mesut-oezil-traegt-den-adler-mit-stolz/id_43060806/index
Da sagt P. Lahm zu gelungener Integration: "Das beste Beispiel ist der DFB. Wir haben viele Spieler von anderen Nationen. Wir verstehen uns gut und haben ein Ziel." und: "Man darf nicht vergessen, wir alle sind auf gleichem sozialen Stand."
Zumindest mit seiner zweiten Aussage hat er da recht, bei der Kohle sind die alle sozial ganz oben...