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Der Koch macht's vor

Acht Folgen eines Exempels hat uns die Funksendestation RTL gegönnt. Montagabends um 21.15 Uhr lief "Rachs Restaurantschule", von und mit, wie der Name schon sagt, Christian Rach. Dieser ist, dank Switch Reloaded, vielen präsent, war aber davor vor allem aus seiner alten Sendung "Rachs Restauranttester" bekannt. Verblüffende Ähnlichkeit im Titel, aber vorsicht, viel gemeinsam hatten die Formate nicht.
Es könnte nun eine Sammlung an Vorurteilen folgen, die jeder, der die Sendung entweder nicht verfolgt hat oder vor Beginn der Sendung hatte. Denn es ist immerhin RTL. Und es geht ums Kochen. Klar also, dass viele damit gerechnet haben, Christian Rach zeigt uns jetzt zum hundertsten Male wie man denn richtig Bratkartoffeln zubereitet oder erklärt mal wieder was ein Restaurant eigentlich für ein vernünftiges Konzept braucht. Nein, so war es überhaupt nicht. 
RTL hatte zwölf verschiedene Charaktere angefahren, die in einer Art Praktikum lernen sollten, was es heißt zu arbeiten und die die Chance bekamen sich für eine anschließende Ausbildung in dem neu eröffneten Betrieb "Slowman" in Hamburg, einem Restaurant natürlich, zu qualifizieren. Hauptsächlich Jugendliche wurden dafür ausgewählt, abgesehen von einer Frau mitte Vierzig und einem jungen Mann, der sich wahrscheinlich in der Nähe der 30er Jahre befand. Wie es sich für RTL gehört, hatten alle einen, sagen wir mal, schwierigen Lebenslauf hinter sich. Der eine war im Knast, der andere hat Drogen genommen, die nächste ist mit 17 Schwanger geworden und so weiter... 
Die üblichen Verdächtigen sagen jetzt, so schafft sich RTL Aufmerksamkeit. Sie wollen provozieren und mit gescheiterten Schicksalen Einschaltquoten jagen. Nichts weiter. Man könnte sagen, es sei ihnen scheiß egal, was mit den Menschen passiert, man könnte sagen, sie wollten die Menschen bloß stellen. Ihre Würde herabbrechen, nur um Marktanteile zu gewinnen. Zweifelsohne eine gängige Praxis für den TV-Sender Radio Luxemburg. Und wer weiß, vielleicht war es bei diesem Projekt nicht anders. Vielleicht wollten sie auch dieses Mal nichts anderes. 
Aber ein näherer Blick lohnt sich. 
Es war nicht derart blamabel. Es ging nicht um Bratkartoffeln und auch nicht ums Bloßstellen. Der Grund dafür ist Christian Rach. Ihm hat RTL es zu verdanken, dass "Rachs Restaurantschule" nicht in das übliche platte Raster fällt. Er ist ein Mensch, der zwar im Fernsehen auftritt, aber nicht zu dieser Klasse Geldgeiler-TV-Köche gehört, die sich für jeden Schwachsinn von irgendeinem (ja, auch öffentlich-rechtliche Sender verzapfen viel Mist auf diesem Sektor) Sender kaufen lassen. Er scheint ehrlich, offen und direkt. Wichtigster Punkt dabei ist die Ehrlichkeit. Er wirkt authentisch, nah an der Realität und es sieht tatsächlich so aus, als würde Christian Rach ein Gespür für Probleme haben. Er kann mit Menschen umgehen und ist herzlich. Das alles will uns RTL nicht einbläuen, das ist ausnahmsweise mal so. Denn Christian Rach sah man an, wie er sich selbst das Ziel gesetzt hatte diese Kinder wieder auf die "richtige Bahn" zu hieven. Es lag ihm am Herzen. Das hat man in seinen Worten, in seinen Taten und in dem Konzept der Sendung gemerkt. 
Als am Ende verkündet wurde wer es ins Team geschafft hat, also wer einen Ausbildungsvertrag oder so etwas angeboten bekam, wurde nicht wie bei üblichen Castingformaten zelebriert mit Herzschlagatmosphäre, sondern es ging zügig und ehrlich zu. Mit der von RTL gebotenen musikalischen dramaturgischen Untermalung natürlich, aber auch das hat nicht gestört. 
Das soll kein Plädoyer für RTL sein und auch nicht für das Fernsehen. Sondern eher für Christian Rach. Wir diskutieren in diesen Tagen stundenlang über Integration, über Problemfälle, über Hartz IV. 
Bitte, liebe Politiker seht her, der Koch Christian Rach macht es vor, er redet nicht. Er hilft den Jugendlichen einfach, nutzt seine Prominenz mal positiv aus. Und auch wenn er das nicht aus caritativen Motiven tut, ist es trotzdem eine gute Sache. 
Mehr davon... 


her


 

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