Was für eine Erleichterung. Sie steht noch an ihrem Platz, die Uni. Nach knapp drei Monaten vorlesungsfreier Zeit konnte man ja auch schon mal fast vergessen, dass sie noch da ist und sehnsüchtig auf ihre Studenten, Pardon, Studierenden wartet.
Zwar haben nicht alle in der Zeit die Uni gemieden, es soll auch Studenten geben, die in den Ferien für die Uni arbeiten mussten. Hausarbeit, damit kenne ich mich jetzt aus, in meinem dritten Semester.
Genau diejenigen wissen nämlich was es heißt: vorlesungsfreie Zeit und nicht Semesterferien. Der Campus ist leer, in der Jura-Fachbibliothek sitzen wie immer die üblichen Cracks, die für das Staatsexamen lernen oder so tun als ob sie schon so weit wären, die Bedienungen in der Mensa sind freundlich, weil es keinen Andrang gibt. Und ! Die Busse sind leer !
Man sollte ja nicht glauben, dass der Düsseldorfer Rheinbahn jemand mitgeteilt hat, dass am 11.Oktober das Semester wieder losgeht... Denn was da an der Haltestelle ankam, war schon traurig. Normalerweise fahren während des Semesters die Zieharmonika-Busse und selbst die sind überfüllt. Nein, heute kam ein winziger, ein klitzekleiner Bus um die Ecke gefahren mit einer Selbstverständlichkeit, dass man meinen könnte, die Rheinbahn verarscht ihre Kunden - denn das sind die Studenten - bewusst.
Es steigen locker 50-60 Studenten ein, viele Erstis, sie müssen dem Fahrer noch stolz ihren Studierendenausweis zeigen, obwohl der noch nicht mal hinguckt, das hält auf, nervt ihn und danach macht er die Fahrt noch ätzender. Rauf aufs Gaspedal, Vollbremsung. Die Insassen des Busses fliegen fast gesammelt aus dem Fenster. "Naja, scheiß drauf ! Ich sitz ja fest in meinem Fahrerstuhl", wird sich der Fahrer denken.
Aber das soll keine Kritik am Busfahrer werden, nur ein bisschen vielleicht. Die Busfahrer sind zwar immer ausnahmslos schlecht gelaunt, aber immerhin, sie fahren. Wären wir in Griechenland, Spanien oder Frankreich, wäre ja noch nicht einmal das eine Selbstverständlichkeit. Es soll Kritik an den Verantwortlichen sein, die nach so vielen Jahren immer noch nicht wissen, wann, welche Strecke, wie stark im Semester ausgelastet ist. Die Mutter mit ihren drei Kindern und Kinderwagen will ja auch noch mitfahren, von Oma Hilde mal ganz abgesehen. Die quetscht sich an die Tür, selbst wenn man wollte könnte man ihr keinen Sitzplatz anbieten, es sei denn sie hangelt sich an den Griffen über die Menschmassen. Dann würde aus Oma Hilde, Oma Tarzan. Was für ein Schwachsinn.
Noch einmal zu den Erstis: ich frage mich, ob die aus den höheren Semestern vor einem Jahr genau so auf uns geguckt haben, wie ich jetzt. Vor der juristischen Fakultät sitzt ein Haufen gestriegelter, herausgeputzter, von Mama und Papa den Arsch mit Seide abgewischter, möchtegern Nobel-Hobel-Mackern und -Mackerinnen, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, aber gucken als hätte man ihnen gerade ihr Staatsexamen ausgehändigt.
Viele haben ja dieses typische Klischee vom Düsseldorfer Jura-Studenten. Ich muss an der Stelle mal sagen, es stimmt, die sind tatsächlich so. Sehen so aus, gehen so, reden so, machen alles das, was wir uns vorstellen. Und ja, es ist ein bitteres Eingeständnis für mich, denn ich bin ein Teil dieser Gattung, wie der Hausmeister im Golfclub.
Aber was gilt es zu beachten als Ersti, der jetzt sein Jurastudium aufnimmt ? Da gibt es für die Jungen die klare Regel: braune Bootsschuhe, helle Chinohose, geflochtener Ledergürtel, ein grünes Polo Ralph Lauren-Hemd mit goldenem Logo, das natürlich schön in die Hose gesteckt ist, im Winter / Herbst natürlich die Barbour-Jacke und den Burberry-Schal. Über die Frisur brauch ich gar nichts sagen, das kann sich spätestens jetzt jeder vorstellen. Und wer sagt, ach so übertrieben wird das auch nicht sein, den lade ich herzlich ein, sich selbst ein Bild von dieser Gattung Mensch zu machen. Den selben Spaß gibts natürlich auch für Mädchen, wobei es da flexibler ist, wichtig sind nur Perlen-Ohrringe, Longchamp-Tasche und Gucci-Sonnenbrille, die auch bei Nebel konsequent getragen wird. Der Rest ist egal.
Und so freue ich mich morgen mit meinem Schlabberpullover die juristische Fakultät zu betreten, wie ein Außerirdischer von den Erstis angeguckt zu werden und das leise Getuschel zu hören, "der studiert aber nicht Jura, oder?". Doch, tue ich. Mir macht es sogar Spaß, wenn da nicht immer diese Heinis wären, die meinten jedem auch noch zeigen zu müssen, dass ihnen der goldene Löffel immer noch in der Fresse steckt.
Jurastudenten sind verdammt unbeliebt unter anderen Studenten. Der Grund dafür ist kein Sozialneid, sondern eine völlig unbegründete Arroganz, die sie in sich tragen.
Die Hoffnung stirbt zu letzt, dass vielleicht doch noch der ein oder andere von den Erstis bekehrt wird von dem Mythos man müsse so aussehen.
Aber jetzt heißt es erstmal, Augen zu und durch ! Das Semester hat begonnen. Welch ein Glück, ich hatte schon ganz vergessen, was es heißt Jurastudent mit blauen Turnschuhen unter Jurastudenten mit Bootsschuhen zu sein. Was habe ich da nur für ein modisches "No-Go" für einen angehenden Juristen in meinem Kleiderschrank ?
Herr schmeiß Hirn vom Himmel...
her
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