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Willkommen im 21. Jahrhundert ?

Wie sieht es aus? Dürfen wir der katholischen Kirche ein herzliches Willkommen im 21. Jahrhundert wünschen? Ist Papst Benedikt XVI. etwa über Nacht bekehrt worden? Kann man sich Hoffnungen machen, dass sich diese Religionsgemeinschaft der Moderne öffnet? 

Der Papst hat das Kondomverbot gelockert. Wie gnädig von ihm. Jetzt dürfen vereinzelt "in bestimmten Ausnahmefällen", etwa der männliche Prostituierte, Kondome benutzen, für "den Weg in eine verantwortungsvollere Sexualität", so der Papst in einem Interviewbuch. Peter Seewald hat das Gespräch geführt, ab morgen wird "Licht der Welt", so der Titel, in den Buchhandlungen zu kaufen sein. Aber das vatikanische Organ, die Vatikan-Zeitung Osservatore Romano, veröffentlichte diese heikle Passage vorab. Das löste natürlich wahnsinnige Spekulationen aus, einziger Hintergrund: die Auflage des Buches sollte erhöht werden, Hauptsache das Teil wird ein Bestseller - Rest egal. Das wichtigste wissen wir nun ohnehin schon alle. Der Papst möchte gewissen "Gruppen" die Benutzung von Kondomen erlauben. Aber wem? Außer den männlichen Prostituierten? Vielleicht den Afrikanern? (Anm.: von Verallgemeinerungen, wie die Afrikaner nehme ich grundsätzlich Abstand, weil sie irreführend sind - in Anspielung auf die große AIDS-Problematik in Afrika, erschien mir der Ausdruck dennoch passend) Oder etwa Homosexuellen? Tja, man weiß es nicht. Darüber sagt der Papst relativ wenig. 
Homosexuelle erkennt die katholische Kirche ohnehin nicht an, in den Augen der gängigen Lehre ist gelebte Homosexualität eine Sünde. Von wegen Moderne, von wegen Öffnung. An dieser Einstellung ändert sich auch nichts, wenn Benedikt XVI. ein paar coole Sprüche zu Kondomen los lässt. Nun ja, grundsätzlich ist es ja so, dass es niemanden zu interessieren braucht, was der Papst so faselt. Was er sagt ist kein Gesetz und was er sagt gilt nur für Anhänger seiner Kirche. Es muss sich niemand dran halten. Das ist klar. Wenn der Papst sagt, er macht Ausnahmen beim Kondomverbot, dann ist diese Aussage so weit von der Realität entfernt, wie wir zur nächsten Galaxie. Denn wer verzichtet denn ernsthaft darauf und setzt sich dem HIV-Risiko aus, nur weil der Papst es so will? Das ist die natürliche Sicht eines aufgeklärten Westeuropäers. Kondome sind natürlich, und Gott-sei-Dank, Bestandteil unserer Gesellschaft. Der Papst spielt da überhaupt gar keine Rolle. 
Anders natürlich die Situation in Afrika. Wo streng gläubige sich tatsächlich daran halten, was der Papst sagt. Weil sie dort einen ganz anderen Zugang zur Religion haben. Wenn der Papst sagt, ihr nehmt keine Kondome - dann halten sich einige daran. Dadurch besteht ein enorm hohes AIDS-Risiko auf dem Kontinent. Weil ein deutscher Papst in seiner Parallelwelt, noch nie sexuelle Kontakte gehabt, den Leuten vorschreiben will, wie sie miteinander zu schlafen haben. Das ist doch völlig absurd. Den Bock zum Gärtner machen. Er könnte ja mal seine Priester oder Bischöfe fragen, die müssten doch eigentlich gelegentliche Erfahrungen mit Kondomen haben, aber lassen wir das lieber... Die Kirche ist ja gestraft genug. 
Der Papst hat keine Revolution begangen, die katholische Kirche ist mit ihren kruden Vorstellungen zur Sexualität des Menschen immer noch nicht weiter gekommen. Also bitte keine Lorbeeren für diesen Satz. Vor ein paar Jahrzehnten wäre er noch eine Selbstverständlichkeit gewesen, heute kommt er daher, dieser Satz, wie aus einer fernen Galaxie. Die katholische Kirche hat noch einen weiten und harten Weg vor sich, wenn sie endlich einmal ernst genommen werden will. 


her 

2. Thema heute: Terror (siehe unten)    

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