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Gut, Guter, Guttenberg

Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, das sich in mir regt, wenn ich mal wieder was über KT lese. Ein so charismatischer, charmanter, gut aussehender (wo denn?), humorvoller, sympathischer, zuvorkommender, intelligenter, intellektueller, weiser, ehrlicher, stilvoller, gesitteter, guter Politiker mit guten Manieren. Mit anderen Worten: KT ist der perfekte Mensch, endlich ist er gefunden. Neben diesen unendlich positiven Charaktereigenschaften, ist Karl-Theodor zu Guttenberg der kommende Bundeskanzler. Zusammen mit seiner holden Stephanie tritt er aber eher auf, wie der Bundespräsident mit First Lady. Am Kanzlerszenario zweifel ich, der Union fehlen die Bündnispartner. Mit wem will die Union denn regieren, wenn die FDP es nicht mehr in den Bundestag schafft? Mit den Linken? Witzig wär's alle mal, obwohl auch Guido Westerwelle als völliger Suppenkasper ja schon fast fehlen würde. Wer wäre der große Prügelknabe auf den man alle Fehler abladen könnte? Dabei fällt mir ein: Hatte schon mal jemals ein deutscher Außenminister einen schlechteren Ruf als Westerwelle? Wohl über keinen Politiker hätte Helmut Schmidt sich so geäußert, wie über den in der Politik nicht mehr wahrnehmbaren Westerwelle und wie er es am Dienstag bei Maischberger getan hat: Auf die Frage Sandra Maischbergers, ob man denn Guido Westerwelle vertrauen könne als Außenminister in der Eurokrise auf der europäischen Bühne, antwortete Schmidt nach längerer Pause: "Ich glaube nicht, dass Sie im Ernst eine Antwort von mir erwarten." Und auf die Nachfrage, ob es denn wirklich so schlimm sei: "Dem habe ich nichts hinzuzufügen." Aber ich schweife vom Thema ab. Eigentlich wollte ich mich dem Gutsherren widmen, dem perfekten Schwiegersohn. Ach es ist so herrlich, bei niemandem sonst fallen mir so viele Synonyme ein. Zu Guttenberg also. Seine Frau hat jetzt auch noch ein Buch zu Kindesmissbrauch geschrieben hab ich gesehen, Tatort Internet scheint nicht zu reichen, als medialer Tummelplatz. 
Apropos: Der Bundesverteidigungsminister - ja, er hat tatsächlich auch ein ernsthaftes politisches Amt! - ist mal wieder zu den Soldaten in den Kundus nach Afghanistan gereist. Daran ist überhaupt nichts verwerflich, es ist sogar schlechthin geboten, dass der Dienstherr mal vorbei schaut, was so passiert, im Krieg. Schließlich soll ja ein objektiver Lagebericht nach Berlin zurückgebracht werden. Damit nicht nur KT Bescheid weiß, sondern auch noch der Rest der Welt. Vermutlich hätte diese Reise keine sonderlich große Erwähnung gefunden. Die üblichen Hinweise: "Verteidigungsminister im Kundus" hätten ausgereicht. Aber der Gut(s)mensch persönlich hat dafür gesorgt, dass bei vielen Leuten Unverständnis geweckt wurde. So nahm er auf diese Reise nicht nur die holde Stephanie mit, sondern auch noch den Moderatoren-Kasper-Guru JBK, Johannes B. Kerner. Dass Frau Stephanie mitkommt, hätte ich unter gewissen Gesichtspunkten noch verstanden. Persönliches Interesse vielleicht, soll sie sich doch angucken was da passiert, sie zahlt die Reisekosten schließlich selbst. Schon die Anwesenheit Kerners machte mich aber stutzig, wozu sollte das gut sein? 
Es ist die Art, wie diese Reise medial inszeniert wurde, die mich abstößt. Tausende Kilometer Reise und Flug mit 15 Team-Leuten im Gepäck, nur damit Kerner in Afghanistan im Camp der Bundeswehr seine Talkshow aufzeichnen kann? Wo nebenan noch gegen die Taliban gekämpft wird, setzt sich JBK mit Ingwertee hin und befragt KT zu Gutenberg nach Karrierechancen? Die Fotos, die jetzt durch die Presse gehen, zeigen eine interessierte Stephanie zu Guttenberg beim Essen in der Kantine, die beiden als knutschendes Paar und immer wieder diese starken Bilder, in denen sich Guti in besonderen Posen in Szene setzt. In Amerika gewiss, kommt so etwas an - die Leute stehen darauf, wenn Politiker sich selbst inszenieren. Vielleicht sind sie auch so naiv, um ihnen ihr Schauspiel abzunehmen. In Deutschland jedenfalls wird zu Guttenberg die Feststellung machen müssen, dass die Leute in erster Linie nicht auf Inszenierung, sondern auf Ehrlichkeit abzielen. Der große Kredit, den der amerikanophile "Kanzler-möchtegernkandidat" im Volk hat, lässt sich durch solche Shows leicht verspielen. Es ist unerträglich zu sehen, wie sehr alles berechnet zu sein scheint. Jeder Mundwinkel sitzt im vorher berechneten Gradwinkel, die Hose Zentimeter genau und die Haare werden vom Pattex ohnehin seit 30 Jahren zusammengehalten. Jede Reaktion, jedes Räuspern und jedes Lachen, irgendwie scheint doch alles inszeniert zu sein. Inszeniert für die Öffentlichkeit, die immer größeren Anteil an KTs Leben haben soll. KT will das so, sonst würde er sich nicht inszenieren. 
Umso kurioser erscheint der Schritt von zu Guttenbergs Vater, der das dorfeigene Schloss der Familie jetzt für Besucher abgesperrt hat. "Zutritt verboten". Aus Schutz vor zu viel Öffentlichkeit... Wenn da mal was nicht zusammenpasst. 


her 

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