Merkwürdig, wie auf einmal aus der Wikileaks-Debatte, in der Herr Metzner FDP-Interna an die bösen Amis weitergeleitet hat, eine handfeste Diskussion um den Kopf von Guido Westerwelle werden konnte. Denn dass der regierende Oppositionspolitiker aggressiv und überfordert ist, wissen wir nicht erst seit der Veröffentlichung der US-Depeschen. Wie konnte es in einem Land wie der Bundesrepublik Deutschland, das immer herausragende Außenminister hatte, so weit kommen, dass Guido Westerwelle Vizekanzler und Chef des Auswärtigen Amtes wurde? Heute ist diese Frage eine Selbstverständlichkeit, außer den tapferen 4-5% die immer noch FDP wählen würden, gibt es wohl niemanden mehr, der Westerwelle verteidigen würde. Vor der Wahl: "Ach, der Westerwelle ist doch sympathisch. Der kämpft für die richtigen Ziele." Und schon am selben Wahlabend wurde den Leuten auf einmal klar: "Moment, jetzt wird der Westerwelle ja Außenminister. Wie kann das denn so eine Flasche werden?" Das ist sicherlich kein fairer Umgang mit einem Mann, dem nie wirklich die Chance gegeben wurde, sich in seinem Amt zu beweisen. Die Mission Außenminister war doch schon gescheitert, bevor sie begann. Spätestens seit: "Wir sind hier in Deutschland, wir reden hier Deutsch" auf der Pressekonferenz vor dem britischen Journalisten ist die Anzahl an Westerwelle-Anhängern erheblich geschrumpft. Aber Westerwelle stand für den Aufstieg der FDP, nie war ein Wahlergebnis besser als 2009. Das war auch Westerwelles Erfolg. Man kann zwar ihm die Kompetenz absprechen, nicht aber den Wählern, die ihn gewählt haben. Das ist schließlich seine demokratische Legitimation. Alle in der FDP haben sich nach der Wahl hinter Westerwelle gestellt, jeder signalisierte Zustimmung und Sympathie, man wollte schließlich zu den Gewinnern zählen. Heute ist Westerwelle der Verlierer. Er verkörpert zwar den Aufstieg, noch mehr verkörpert er allerdings den Niedergang der FDP. Stand heute kämen die Liberalen bei Neuwahlen weder in den nordrhein-westfälischen Landtag, noch in den Deutschen Bundestag. Logisch also, dass sich langsam die verlogenen Sympathisanten von Westerwelle entfernen. Mit Verlieren will man schließlich nichts zu tun haben in der FDP. Es ist schon beschämend, wenn sogar eingeschfleischte Gegner den armen Guido in Schutz nehmen müssen, weil die eigenen Parteifreunde sich schon wie die Aasgeier um seine Überreste kümmern. Wer könnte wohl neuer Parteichef werden, wer könnte die Zukunft der FDP verkörpern? Na? Wer fällt da nicht schneller ein als Rainer Brüderle... Er scheint der Einzige zu sein, der aus der Regierungszeit bislang ohne größere Schäden hervorgekommen ist, behaupten zumindest Liberale. Aber wenn Rainer Brüderle Zukunft bedeutet, dann wird es für die SPD Zeit Willy Brandt zum nächsten Vorsitzenden zu küren. Richtig, der ist schon tot und ein Vergleich zwischen Brandt und Brüderle ist wohl das absurdeste, was an dieser Stelle gemacht werden könnte.
Guido Westerwelle ist also immer noch an Deck und will wohl vorerst auch da bleiben. Man sollte ihm vielleicht mal endlich die Chance geben Ruhe einkehren zu lassen in die ständigen FDP-Selbstzerstörungsdebatten. Vielleicht haben wir uns ja alle in ihm getäuscht und er kann doch Außenminister. Zugegeben ein abwegiger Gedanke, aber wir haben ihn ja noch nie erlebt, als handelnden Regierungspolitiker. Er will immer noch auf alles und jeden einhauen, wie in guten alten "Dagegen"-Zeiten in der Opposition. Regierung ist aber "Dafür". Für diese Umstellung brauchen manche nur eine Nacht, für Guido Westerwelle ist selbst ein Jahr zu kurz. Die Liberalen müssen viel an sich ändern, um wieder ernst genommen zu werden. Dabei hilft es nicht in die ohnehin schon großen Wunden selbst auch noch mal Salz reinzustreuen. Und erst recht hilft es nicht Rainer Brüderle zum Vorsitzenden zumachen. Denn dann verlassen endgültig die Ratten das sinkende Schiff.
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