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Deutschland, Land der Dichter und Denker

Wir leben in einem Land, das sich seither immer über berühmte Persönlichkeiten, über Dichter und Denker, über intelektuelle Größen und Vorbilder ausgezeichnet und definiert hat. Ein Land wie Deutschland kann mit Stolz auf Thomas Mann, Heinrich Heine, Günter Grass, Mozart, Beethoven, Schiller oder Goethe, Bertolt Brecht, die Liste kennt kein Ende, verweisen. Es erfüllt jeden Bürger der Bundesrepublik mit höchsten Gefühlen, derlei Persönlichkeiten und Vordenker als Landsmann bezeichnen zu können. Auch und vielleicht gerade weil die meisten von ihnen schon verstorben sind. Gerade in der Vergangenheit stellt man häufig erst fest, was für eine Legende, was für ein Vorbild damals gelebt hat. Der Blick ins jetzt und heute fällt frustrierend aus, was sind Vorbilder, was sind Legenden unserer Zeit? Gibt es so etwas noch? Welcher lebenden Persönlichkeit könnten wir uns anschließen und sagen, das ist mein Vorbild? Eine Gesellschaft braucht Vorbilder, so viel steht fest. Aber in einer Gesellschaft, in der die letzten scheinbar aufrichtigen Menschen zu Betrügern werden, woran können wir uns noch klammern? 


Ich beschränke das gar nicht auf die Politik. Aber die Politik ist ein entscheidender Bereich der Vorbilds-Suche. Gucken wir auf Karl-Theodor zu Guttenberg (ich komme nicht drum herum), ein Mann von dem zweifelsohne viele sagen würden: "Den find' ich gut." Dass es auf einem anderen Blatt steht, warum die Menschen ihn gut fanden, ist offenkundig. Zu Guttenberg wird für Erfolge verehrt, die ihm noch nicht gelungen sind. Aber vielleicht ist das ja ein Teil eines Vorbilds im 21. Jahrhundert. Vielleicht müssen wir in Menschen schon Eigenschaften hineinlesen, die sie gar nicht besitzen. Nur um überhaupt noch Vorbilder zu haben. Von mir würde ich nicht behaupten, zu Guttenberg jemals zum Vorbild genommen zu haben. Lange schon suche ich nach Vorbildern, weil ich mir denke es wäre peinlich auf die Frage nach Vorbildern nicht antworten zu können. Viele Menschen und gerade Jugendliche und junge Erwachsene finden, wenn überhaupt, bewundernswerte Persönlichkeiten im Sport. Mich hat auch ein Oliver Kahn mit seiner Einstellung, mit seiner Moral, mit seinem Charakter beeindruckt. Aber auch die "Charaktere" im Sport gehen verloren. Die Persönlichkeiten werden rar. Wer würde von einem Philipp Lahm behaupten, er sei eine große Person? Persönlichkeiten zeichnet es aus, dass sie sagen was sie denken, dass sie ehrlich und aufrichtig sind. Und dass sie in unangenehmen Situationen Stellung beziehen, den Kopf hinhalten. Sie tun Dinge, die man ihnen hochanrechnet. Zumindest im Sport ist das so. Gerade der Fußball wird derzeit von einer Generation von gesichtslosen Köpfen überbevölkert. Vorbilder sind nicht in Sicht. 

Die Suche nach Vorbildern ist eine sehr persönliche Sache. Für mich steht fest, dass die Frage im Sport nicht beantwortet werden kann. Dazu würde ich mich als zu politisch bezeichnen. Günter Grass ist ein Name, dem ich ehrfürchtig gegenüber trete. Aber reicht das zum Vorbild? Was ist mit Politikern der heutigen Generation, gibt es dort so etwas? Richtige Querdenker, die zu sich selbst stehen? Die ihre eigenen moralischen Ansprüche wichtiger finden, als irgendwelche Ämter? Helmut Schmidt, sicherlich. Willy Brandt, sicherlich. Aber ist das unsere Generation? Wohl eher nicht. Die heutige Generation von Politikern ist übersäht mit Diplomaten, Opportunisten und Taugenichtsen. Rösler, Gabriel, Merkel, Westerwelle, sie alle halten ihr Fähnchen nach dem Wind. Es gibt nichts, womit sie die Frage beantworten könnten "Wofür stehe ich?". Sie geben keine Antworten auf die wichtigsten Fragen unserer Gesellschaft, sie helfen uns nicht in unserer - wenn auch nicht immer existentiellen - Not. Sie können uns nicht den Weg weisen, in welche Richtung es gehen soll. Sie lassen uns Bürger mit unseren Sorgen alleine. Genau das ist der Grund, warum die wenigsten noch aufrichtig in die Politik glauben. Weil sie dort keine Vorbilder mehr finden können. Weil es heute zur Berufsausstattung eines jeden Politikers gehört, die Meinung in Windeseile zu wechseln. "Absurd - Abstrus - gravierende Fehler". Es gibt nichts mehr, worauf man sich verlassen kann. Und das ist bitter schade. 

Wann kommt sie, die Generation, wann kommen sie, die Politiker, zu denen man wieder aufschauen kann ohne sich dafür zu schämen? Es wird dringend Zeit. 


her 

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