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Dr. plag. a.D. KT zG

Der Guttenberg'sche Betrug verkommt zu einer politischen Farce

"Ich habe den Überblick über die Quellen verloren." Mit diesem Satz versuchte Bundesverteidigungsminister Doktor Karl-Theodor zu Guttenberg die unzähligen Plagiate in seiner Doktorarbeit zu rechtfertigen. 

[Es ist ein Absatz erforderlich, damit der Leser noch einmal die Möglichkeit erhält über die Aussage Guttenbergs nachzudenken.] 
Guttenberg führt eine Argumentation an, die aus dem Mund eines Elftklässlers stammen könnte. "Tut mir leid, Frau Müller, ich habe einfach den Überblick über die Quellen verloren." Was würde der Elftklässler zu hören bekommen? Richtig, Spott und Häme. "Du bist hier auf dem Gymnasium Karl-Theodor! Es ist deine Aufgabe den Überblick über die Quellen zu behalten. Ich kann Dir dafür nur eine sechs geben." Nun ist Doktor zu Guttenberg aber kein Elftklässer, sondern 39 Jahre alt und hat das erste Staatsexamen des rechtswissenschaftlichen Studiums absolviert. Er hat den Überblick über die Quellen in seiner Doktorarbeit verloren. Er ist ja schließlich "auch nur ein Mensch mit Fehlern". Im Bundestag am gestrigen Mittwoch konnte Guttenberg gar nicht oft genug erwähnen, dass auch er "Fehler habe". Die Fehler-Masche ist Teil seiner Argumentationsstruktur. Er versucht, in dem er öffentlich permanent Fehler eingesteht den Menschen noch näher zu kommen, weil die "normalen" Menschen auch Fehler machen. Problem dabei, Guttenberg hat keine Fehler gemacht, die jedem mal passieren. Guttenberg hat betrogen. Eiskalt und ohne schlechtes Gewissen. Mit schlechtem Gewissen würde er wenigstens seinen Betrug zugeben, aber Fehlanzeige. Der Verteidigungsminister hat nun versucht den Doktortitel schnellstmöglich loszuwerden, er bat die Uni Bayreuth darum ihm dem Titel abzuerkennen. Gestern abend kam die seinem Wunsch auch nach und entzog Dr. a.D. zu Guttenberg die Doktorenwürde. Ein einmaliger Vorgang. Dass die Uni nicht offen legte, ob sie von einem Betrug ausgeht oder nicht, ist ein einziges Entgegenkommen an den Bundesminister. Aber ein äußerst peinliches. Denn die Frage, ob Guttenberg absichtlich oder unabsichtlich getäuscht hat, steht noch mehr oder weniger im Raum. Er selbst streitet das vehement ab, es sei ihm einfach so passiert. Aber bitte, wer 200 Seiten abschreibt - teils wortwörtlich - und die Daten dabei angleicht, der tut dies doch nicht zufällig. Dahinter steckt System und ein System bedeutet Vorsatz. Die Uni sollte sich schämen, das nicht öffentlich zu erklären. In jedem anderen Fall hätten sie dem Doktoranden dies um die Ohren gehauen. 


Es ist peinlich, wie diese Debatte politisiert wird. Die Unionsfraktion spielt Plagiatsvorwürfe neuerdings öffentlich herunter, das sei ja alles gar nicht so schlimm. Die Oppositionsparteien fordern alle regelmäßig den Rücktritt zu Guttenbergs. Die Rücktrittsforderungen sind durchaus legitim, aber leider verkommt diese Forderung zu einem politischen Clou, wenn nur Parteien sie aussprechen. Die Union hat dabei ein leichtes Spiel: rein politisch motiviert sei das alles, man wolle Guttenberg nur loswerden. Vielleicht ist das so. Vielleicht wollen die Oppositionsparteien Guttenberg loswerden. Aber man darf doch deswegen nicht vergessen, das der Verteidigungsminister Unrecht begangen hat. Wo sind die Wissenschaftler, die lautstark seinen Rücktritt fordern, weil sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlen? Es kann doch nicht sein, dass man dem Guttenberg alles verzeiht. Zum ersten Mal konnte er nicht die Schuld wie bei der Gorch Fock (Guttenberg feuerte den Kommandeur Norbert Schatz) oder Kundus (Verteidigungsminister a.D. Jung musste den Hut nehmen, Schneiderhahn, etc.) auf einen anderen abladen. Weil ihm dieser Umstand nicht passte, schuf er eine zweite Persönlichkeit: den Doktoranden zu Guttenberg. Diesen trennte er strikt vom Verteidigungsminister. Der Doktorant hatte also ein "paar Fehler" gemacht, die der Verteidigungsminister nicht mehr verstehen konnte. Frau Merkel sagte: "Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten ins Kabinett geholt". 
Solcherlei Spirensken werden dem intelektuellen Niveau unserer Bundeskanzlerin nicht gerecht. Persönliche Verfehlungen sind nicht zwischen wissenschaftlich und unwissenschaftlich zu differenzieren. Hätte Guttenberg 10.000€ gestohlen und diese dann zurückgegeben, hätte es ja auch nicht geheißen - "Na und? Ich habe keinen Dieb ins Kabinett geholt, sondern den Verteidigungsminister." Die Union klammert sich an den letzten Rettungshalm, Guttenberg, der sie zur nächsten Kanzlerschaft nach Merkel führen soll. Auch in der Union wird es Leute geben, die wissen, wie schwerwiegend sein Vergehen ist. Aber Guttenberg, der sonst viel auf Ehre und Stolz und Verantwortung zu sprechen kommt, sollte auch alleine Entscheidungen treffen können. Wie schrieb Heribert Prantl: "Es ist eine Frage der Ehre, was Guttenberg jetzt zu tun hat." Die Ehre sollte ihm sagen: "Mensch, ich hab großen Mist gebaut. Zu großen Mist." 

Wie kann es passieren, dass wir einem Minister eine solche Verfehlung durchgehen lassen? Nur weil parteipolitisches Geplänkel dahinter steht. Wäre irgendeinem anderen Minister aus dem Kabinett Merkel dies nachgewiesen worden, er hätte längst seinen Hut nehmen müssen. Für Guttenberg gelten andere Regeln. Er darf mehr, er soll ja schließlich Kanzler werden. Es wird bewusst bagatellisiert und sogar in Kauf genommen Unrecht zu beschönigen. Solche Zustände in der Bundesrepublik Deutschland ähneln eher dem italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi, der sich trotz zahlreicher Affähren an sein Amt klammert. Wir haben bislang Italien dafür belächelt, wer weiß, wer uns bald belächelt, weil wir Minister regieren lassen, die aufgrund ihres Status Unrecht begehen dürfen.

Sicher, Guttenberg braucht keinen Doktortitel zum Verteidigungsminister zu sein. Aber das war auch schon vorher klar. Zu Guttenberg hätte einfach auf die Anfertigung der Arbeit verzichten können, dann hätte er das Problem nicht gehabt. So hat er betrogen und gleichzeitig die Bevölkerung für dumm verkauft. Dies sage ich nicht, weil ich politisch gegen ihn wäre, sondern weil ich Student bin und mir so etwas nie erlauben dürfte. 

Wahre Größe erhält man eben nicht erst durch toll gegelte Haare. In zu Guttenberg haben viele Menschen Hoffnungen hineinproijeziert. "Der Guttenberg macht seine Sache gut." Warum die Menschen das finden, können sie nicht sagen. Auch auf der Suche nach erfolgen, wird es für zu Guttenberg schwer. Er hat noch nichts geleistet. Immer noch nicht. Seine Erfolg ist seine Glaubwürdigkeit und die ist jetzt dahin. Das Projekt Guttenberg ist gescheitert, das muss er jetzt endlich einsehen. 



her 

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