Kaum eine Diskussion in Deutschland ist mehr von Vorurteilen und Klischees überfrachtet, kaum ein Thema löst so viele Aggressionen aus, wie die Gleichbehandlung zwischen Frau und Mann. Und trotz alldem wirkt es immer ein bisschen so, als lägen diejenigen, die losdiskutieren ihrer Zeit weit hinterher. Emanzipation und sowas, das gehört doch eher in die 60er - 70er Jahre. Bei dem Gedanken an "Geschlechterkampf" denke ich zu erst immer an Alice Schwarzer. Das neueste Bild von ihr: sie setzt sich beim Kachelmann-Prozess in den Gerichtssaal und schreibt für die Bild-Zeitung ihre Vorverurteilungen, ganz wertungsfrei von männlichen oder weiblichen Präferenzen. Angestachelt wird die Diskussion mal wieder von der Bundesregierung, die jetzt ernstlich eine so genannte "Frauenquote" einführen möchte. Soll heißen, mindestens 30% aller Führungspersonen in einem deutschen Aktienunternehmen müssen von Frauen besetzt werden. Zum Beispiel. Würde bedeuten, dass im Zweifel objektiv besser qualifizierte Männer, wegen der Frauenquote abserviert würden. So neu ist das in meinen Augen gar nicht, denn wir alle kennen doch den Satz: "Bei gleicher Eignung und Qualifikation werden Frauen bevorzugt eingestellt." Ein Satz, der immer wieder in Stellenausschreibungen verschiedenster Art auftaucht, übrigens zumeist vom öffentlichen Dienst, also vom Staat, verwandt wird. Für mich liegt in dem Satz ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz. Dort heißt es doch in Artikel 3: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt". Von Gleichberechtigung kann keine Rede sein, wenn Frauen doch offiziell bevorzugt werden dürfen. Gut, man rechtfertigt das damit, dass angeblich dadurch eine ausgeglichenere Verteilung der Stellen zwischen Frauen und Männern stattfinden würde. Aber das ist empirisch nicht bewiesen, niemand weiß ob das wirklich was bringt. Die Vermutung liegt Nahe, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Denn wenn wir schon wieder eine Frauenquote brauchen, dann hat der "Bevorzugungssatz" in den Stellenausschreibungen ja nichts genützt. Klar ist, dass viel mehr Führungspositionen von Männern besetzt werden, klar ist auch, dass Männer bei gleicher Qualifikation und in der gleichen Position meistens mehr Geld verdienen als Frauen. Klar ist auch, dass das natürlich nicht geht. In der heutigen Generation ist das glaube ich keine große Weisheit mehr, bei uns geht man selbstverständlich davon aus, dass Frauen und Männer völlig gleichberechtigt sein sollten. Das ist auch gut so. Aber die Tendenzen zeigen doch in eine andere Richtung. So bekommen Mädchen schon in der Schule, was wissenschaftlich belegt sein soll, vielfach die besseren Noten, weil die Lehrer sie besser leiden können. Ein "Girlsday", bei dem den Mädchen Berufe näher gebracht werden sollen und sie auf ihre Zukunft vorbereitet werden sollen, fand lange Zeit nur für Mädchen statt. Es hat einen erbitterten Kampf von Müttern gedauert, die endlich auch einen "Boysday" mit demselben Ziel ins Leben gerufen haben. Was für ein Käse, als ob es Jungen in der Berufsorientierung einfacher hätten. Nein, Jungen haben es nicht grundsätzlich schwerer und Mädchen nicht grundsätzlich leichter, aber an das Gegenteil glaube ich halt auch nicht. Für mich bedeutet eine Gleichberechtigung aber auch eine echte und gerechte Gleichberechtigung. Eine Frauenquote passt da momentan nicht in mein Bild. Auch nicht weil ich Angst habe, dass mir eine Frau meinen Job wegnehmen könnte - wenn sie besser qualifiziert ist, hat sie das ja verdient! Sondern Gleichberechtigung heißt einfach gleich. Keine Bevorzugungsregelung hier, keine Ausnahmen da. Wer wahre Gleichberechtigung will, der sollte sich endlich von dem Gedanken verabschieden, dass man nur durch Ungleichbehandlung zur Gleichbehandlung kommt.
In die selbe Rubrik gehört für mich die unaufhörliche Tendenz der "genderkonformen" Ansprache. Um es mit Gregor Gysi zu halten: "Liebe Rentnerinnen und Rentner, Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, Hartz IV-Empfängerinnen und Hartz IV-Empfänger, Autofahrerinnen und Autofahrer, Demonstrantinnen und Demonstranten, Bundeskanzlerinnen und Bundeskanzler, Autolackeriereimeisterinnen und Autolackierereimeister, ..." Irgendwann ist doch auch mal gut. Schon mit der Einführung des Studierendenausweises wurde die Sache unnötig verkompliziert. "Liebe Studierende", anstatt "liebe Studenten". Als ob es in Deutschland ernsthaft Leute gibt, die bei "Liebe Studenten" glauben, es seien nur Männer gemeint. Es gehört zwar ein bisschen Mut dazu, aber man sollte diesem Trend nicht unaufhörlich weichen. Das ist keine Frage des mangelnden Respekts, sondern einfach eine Sache der Überkorrektheit. Irgendwie fehlt mir die Vorstellungskraft, dass sich irgendjemand benachteiligt fühlt, wenn nicht "Studentinnen und Studenten" gesagt wird. Das hat früher vielleicht einen diskriminierungsfreundlichen Hintergrund gehabt, aber im Jahre 2011 ist die Gesellschaft so weit fortgeschritten, dass sie sich nicht mehr künstlich so hinter Floskeln verstecken muss. Die Gesellschaft ist weiter in der Gleichbehandlung als der Staat glaubt. Also nur Mut, sprechen wir wieder von Studenten und vergleichen wir uns lieber an unseren menschlichen Eigenschaften und im Job an Qualifikationen, als an Geschlechtern, weil das ist einfach unzeitgemäß.
her
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