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Integrationsgipfel und andere Grausamkeiten

Barack Obama hat in den so genannten midterm elections, also den Kongresswahlen die immer in der Hälfte der Legislaturperiode des US-Präsidenten stattfinden, die Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren. Das ist nichts neues, schließlich findet seit Dienstag kaum noch etwas anderes statt - weder in den Medien, noch in der Realität. Alles scheint nur auf Obama gewartet zu haben, das heute-journal hat sich kurzer Hand nach Washington verlegt - man muss ja nah dran sein, am Weltgeschehen. 
Es ist ja auch nicht uninteressant zu Sehen, wie der einstige Hoffnungsträger (ist deutlich zu tief gegriffen) Obama in den Medien zum Versager degradiert wird. Zu Unrecht, wie ich finde. Natürlich kann man auch darüber berichten, das ist ja das Gute an der Pressefreiheit, das jeder berichten kann, worüber er mag. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben jedoch auch einen Auftrag. Sie sollen die Bürger informieren und aufklären. Ich habe außer Obama nichts anderes wahrgenommen. Die Welt stand still. Gut, da gab es so eine kleine Paketbombe, die an unsere Bundeskanzlerin adressiert war. Mein Gott, who cares ? Ich weiß nicht recht, soll mich diese neue Leichtfertigkeit, mit der dieser versuchte Anschlag auf Angela Merkel herabgewürdigt wird, völlig kalt lassen ? Oder gibt es Grund zur Sorge ? Bestimmt ist es nicht der Zeitpunkt in Massenpanik zu verfallen, wir sehen ja immer noch, wie gut unsere Sicherheitsstrukturen funktionieren. Aber das mal zu hinterfragen, wie kann es sein, dass man in Griechenland einfach Bomben in Pakete stecken  und diese an die deutsche Kanzlerin schicken kann, wäre ja nicht verkehrt. 
Nein, die Welt dreht sich momentan nur um die Vereinigten Staaten. 
Da ist es auch gar nicht aufgefallen, dass selbige Frau Merkel einen Integrationsgipfel abgehalten hat. Nein, nicht der von vor ein paar Jahren, sondern der von gestern. Wer nicht gerade im Hauptteil einer überregionalen Tageszeitung auf Seite zehn vorgestoßen ist, hat davon nichts mitbekommen. Bitter, denn noch vor Wochen schien die Integrationsdebatte alles andere zu beherrschen. Der Erlöser Sarrazin brach das sagenumwogene Tabu, was keines war. Endlich stand das Thema mal im Mittelpunkt, denn ganz dringen müssten die Integrationsprobleme gelöst werden. Erlöser Sarrazin sei dank - es schien etwas zu passieren. Jeder hat darüber diskutiert, weil jeder dazu eine Meinung hat, das ist ja auch nicht so häufig der Fall. Nun ja, jetzt wo wieder mal ein Integrationsgipfel stattfand, interessiert es schon keinen mehr. Nichts ist mit Zuwanderungsregelungen, Integrationsrichtlinien und sonstigen geistreichen Vorschlägen. Angela Merkel spielt auf dem Gipfel wieder heile Multi-Kulti-Welt vor, die aber längst tot ist. 
120 Teilnehmer hatten sich dazu versammelt, die Migranten äußersten vor allem ihre Angst vor neuer Fremdenfeindlichkeit. Und das, wenn man sich mal im Land umguckt und -hört, zu Recht. 
Sarrazins Buch war offensichtlich doch nicht Auslöser genug, um das Thema langfristig in den Mittelpunkt zu rücken. Wie so oft, nachdem etwas heiß diskutiert wurde, verschwindet es wieder in der Versenkung. Bis zum nächsten Desaster, wenn mal wieder irgendein Politiker rassistische Äußerungen propagiert. Man regt sich kurz auf, irgendeiner aus der Linkspartei fordert den Rücktritt, am nächsten Tag ist die Sache vergessen. Bis diese rechtspopulistischen Thesen im Mittelpunkt angekommen sind, weil man sie nicht mehr als solche wahrnimmt. 
Die Furcht, sie besteht zu Recht. 




her

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