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Der Bundespräsident

Henning Rasche

Nun also doch. Christian Wulff hat die einzig noch mögliche Entscheidung getroffen und das Amt des Bundespräsidenten aus seiner Geiselhaft befreit. Zu spät, sagen manche - doch derlei Überlegungen sind nicht gewinnbringend. Christian Wulff war knappe anderthalb Jahre Bundespräsident und das einzige, was er in der Zeit für dieses Land getan hat, war sein Rücktritt. Denn damit zeigte er der politischen Klasse auf: Augen auf bei der Bundespräsidentenwahl. Nicht jeder, der einmal ein politisches Amt ausübte, ist auch fähig, das höchste Staatsamt zu bekleiden, das diese Bundesrepublik zu vergeben hat. Christian Wulff hatte es nicht verstanden, dass sein ehemaliges Amt in besonderer Weise des Vertrauens der Bürger bedarf. Diese Fehleinschätzung wurde letztlich zu seinem Verhängnis, denn die Taten, die ihm vorgeworfen wurden, hatte er bereits vor seiner Wahl begangen. 

 
Nur zwei Tage hat es gedauert, bis sich Union, FDP, Grüne und die SPD auf einen gemeinsamen Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten gefunden haben. Das ist bemerkenswert und die Geschwindigkeit ist letztlich der FDP zu verdanken, die sich früh und wohl ohne Rücksprache mit der CDU auf Joachim Gauck festlegte. Mit diesem taktischen Winkelzug haben die Liberalen es verstanden, Merkel vor eine Zwickmühle zu stellen. Weil die FDP sich auf Gauck festgelegt hatte, die Union diesen aber eigentlich gar nicht wollte, hatte Merkel ein Problem. Entweder sie brüskiert die FDP, lehnt Gauck ab und riskiert im schlimmsten Falle damit sogar einen Bruch der schwarz-gelben Koalition - oder sie entscheidet sich für Gauck und gesteht damit einen großen Fehler ein. Das ist letztlich geschehen. 

Und so ist es zwar gut, dass Joachim Gauck wohl der elfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland wird. Für Angela Merkel - und das muss jetzt auch mal festgehalten werden - ist dieser Umstand ein Schuldeingeständnis. Denn Gauck hätte längst, nämlich seit eben diesen anderthalb Jahren, Präsident sein können. Er wurde es nicht, weil auch Angela Merkel das nicht wollte. Und ich habe auch ein Problem damit, den Wahlfrauen und -männern von Union und FDP abzunehmen, dass sie jetzt aus voller Überzeugung Gauck in der Bundesversammlung die Stimme geben werden. Wenn sie Gauck doch für einen so guten Präsidenten halten, dann hätten sie ihm bereits in der letzten Wahl die Stimme geben müssen. So wird ein Bundespräsident Gauck Angela Merkel gleich im doppelten Sinne schaden. Er ist für die nächsten fünf Jahre Sinnbild ihres Versagens in der Personalauswahl für das Amt. Aber, und das könnte noch viel schwerer wiegen, Merkel hat in den letzten Jahren von sehr schwachen Präsidenten profitiert. In den Augen vieler Bürger ist es Merkel, die die Rolle der Ersatzpräsidentin heimlich übernommen hat. In sie wurden Hoffnungen gesetzt, sie sollte gleichzeitig auch das Präsidiale übernehmen. Das hat sie - ohne Frage - gut gemacht. Doch war das nicht ihre Aufgabe und so wird es für Angela Merkel schwerer, wenn ein so charakterstarker und eigenwilliger Mann Präsident wird, wie Joachim Gauck es ist. 

Übrigens bedeutet die kommende Wahl von Gauck auch, dass keine Frau Bundespräsidentin wird. Und das wäre auch überhaupt nicht nötig gewesen. Zur Erinnerung: die mächtigste Frau der Welt heißt Angela Merkel. Die mächtigste Frau Europas heißt Angela Merkel. Und die mächtigste Frau Deutschlands heißt auch Angela Merkel. Und das entscheidende daran ist: weder in Europa, noch in Deutschland gibt es einen Mann, der mächtiger wäre als Merkel. Die Frauenquote unter den höchsten Staatsämtern Deutschlands ist also erfüllt. Was man von der Homosexuellenquote oder der Migrantenquote nicht sagen könnte. Warum also hat niemand gefordert, dass Dönerbudenbesitzer Ali Bundespräsident wird? Warum haben wir keine Transsexuelle genommen? Und wieso keine alleinerziehende Mutter, die Hartz IV empfängt? Wieso keine Roma? Oder mal einen Juden? Wieso ist es ein Evangele und kein Kathole? Oder gar ein Muslim? Wieso hat der Kandidat braune kurze Haare und keine langen Blonden? 

Ganz einfach: weil Joachim Gauck der beste Bundespräsident sein wird, den dieses Land hätte bekommen können.   

8 Kommentare:

  1. Dass muß ich aber bezweifeln. Wie ist es mögich seine Metresse die "First Lady" werden kann. Der Kandidat ist noch mit Hansi Gauck verheiratet. Der alte Präsident ein "Mitnehmer", der neue ein Bigamist, wenn die Frau Daniela Schadt die Lebensabschitts- Gefährtin als die Frau an seiner Seite genannt wird.

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  2. Das habe ich leider nicht verstanden.

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    1. Ganz einfach. Herr Gauck ist noch verheiratet. Also ist seine, dem Gesetz nach noch Ehefrau, die zukünftige First Lady. Oder irre ich mich. Deshalb bezeichne ich Frau Schadt als die Mätresse von Herrn Gauck. Schon im Mittelalter hatte die Mätresse kein Recht, öffentlich als First Lady aufzutreten, warum sollte die Frau Schadt jetzt das Recht dazu haben. Vielleicht kann man das Recht in dieser Beziehung beugen oder anders auslegen, aber der Bundespräsident ist eine moralische Instanz. Wenn das nicht so ist, dann ist Herr Wulff umsonst gegangen.

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    2. Gerade weil wir im 21. Jahrhundert leben, brauchen wir moralische Instanzen, richtige Vorbilder, ansonsten geht die Gesellschaft den Bach herunter. Mit Sicherheit hat der Herr Gauck sämtliche Vorteile, die für eine Familie bzw. Ehepaare gelten in Anspruch genommen und nimmt sie bestimmt weiterhin in Anspruch, obwohl sie ihm nicht mehr zustehen, sei es z.B. die Kranken- und Rentenversicherung
      für seine Noch-Ehefrau, sämtliche steuerliche Vorteile, weil er ja zwei Haushalte unterstützen muss. Als Pastor müsste er doch eigentlich wissen, was Gott von ihm erwartet und die Bibel kennen.

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    3. Deutschland sieht grundsätzlich die Trennung von Staat und Kirche vor. Wir leben in keinem christlichen Staat, sondern in einem neutralen. Und da spielt es überhaupt keine Rolle was die Bibel sagt und was Gott erwartet. Daraus leiten sich auch nicht unsere moralischen Grundsätze ab. Es ist allein die Entscheidung von Joachim Gauck, mit wem er zusammen lebt und mit wem nicht. Die Ereiferung darüber, dass er noch verheiratet ist, aber mit einer anderen Frau zusammenlebt, erachte ich als rückschrittlich. Deutschland ist ein modernes Land, das es sich leisten kann, so etwas zu tolerieren. Das schreibt im Übrigen auch das Grundgesetz vor. Es unterscheidet nicht zwischen Christen und Juden, zwischen Schwulen und Heterosexuellen, zwischen Migranten und Nichtmigranten. Alle Menschen sind gleich, egal welches Lebensmodell sie leben.

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    4. Was hat die steuerliche Vorteilsnahme mit christlichem Staat zu tun. Ich beklage ja nicht, dass Gauck mit einer anderen Frau zusammen lebt, sondern dass er die Institution Ehe mit Füssen tritt, obwohl er es doch besser wissen muss, denn er ist immer noch evangelischer Pfarrer und unterliegt noch ganz klar dem Kirchenrecht, hinter dem er sich jahrzehntelang in der DDR versteckt hat. Ausserdem sehe ich noch das Problem, dass gerade er nicht als Vorbild, und eben wie vorher schon von mir gesagt, als Instanz die alle "Lebensformen" vertreten soll nicht ernst genommen wird. Gerade die von Ihnen erwähnten Gruppen können Ihn dann nur als Person sehen und eben nicht als Zusammenführer dem alle Gruppen wichtig sind. Ich denke nur das er gerade wegen seiner Einstellung der falsche "Präsident" wäre.

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    5. Das sehe ich schlicht anders. Aber ich denke, das ist bereits klar geworden.

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  3. Wir sind aber nicht mehr im Mittelalter, sondern im Jahre 2012 im 21. Jahrhundert. Es ist doch keine Frage der Moral, mit wem jemand zusammen lebt. Liebe ist so ziemlich das höchstpersönlichste, das es gibt. Wo da ein Trauschein ist, spielt keine Rolle.

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