Von Henning Rasche
So, das war es schon. Der Papst ist wieder weg, zu Hause im Vatikan. Wem diese einmalige viertägige Reise komplett entgangen ist, dem sei gesagt: Er hat nichts verpasst. Es sollte spektakulär anfangen mit einer Rede im Bundestag, Gottesdienste im Berliner Olympiastadion, in Freiburg, Erfurt und Etzelsbach, Gespräche mit den Richtern des Bundesverfassungsgerichts, mit Helmut Kohl, mit Angela Merkel, mit Vertretern von Missbrauchsopfern, Evangelen und Muslimen. Ein völlig überladenes Programm, dass einem die Hoffnungen auf positive Signale nur so in den Kopf trieb. Doch nichts dergleichen ist eingetreten, der Papst hat sich nicht liberaler gezeigt, hat keine Zeichen der Versöhung zur evangelischen Kirche gesandt, hat sich nicht dazu bekannt Wiederverheiratete und Geschiedene zur Kommunion zu zulassen, das Thema Homosexualität umschiffte er völlig. Der Besuch des Papstes war eine Farce; er hat bis zu 100 Millionen Euro gekostet und hauptsächlich heiße Luft produziert. Nicht einmal der Glaube kann von diesen Veranstaltungen profitiert haben.
Mit welcher Euphorie die Rede des Papstes im Bundestag erwartet wurde, es war schon fast gespenstig. 100 Abgeordnete enthielten sich dieser Euphorie und auch sie müssen sich sagen: Wir haben nichts verpasst. Die Rede wurde hochgelobt, als rechtsphilosophisch bezeichnet und hochintelligent eingestuft. Zweifelsohne, das war die Rede auch. Doch das Problem war nicht die Rede selbst, sondern derjenige, der sie gehalten hat: Benedikt XVI. Jemand der Menschenwürde begründet, sich zu Grund- und Menschenrechten bekennt, so jemanden hört man im Bundestag gerne. Zwar ist man mit solchen Appellen in der Bundesrepublik im völlig falschen Land untergebracht - schließlich gibt es kaum einen Staat mit ausgefeilteren Grundrechten - aber bei so grundsätzlichen Dingen kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Das absurde daran: der Papst selbst ignoriert Menschenrechte, er und seine Kirche sperren sich gegen die Gleichbehandlung von Frauen, von Homosexuellen, sind nichts anderes als ein alte, schwache, milde Diktatur. Es ist höchst anmaßend diese Rede als dem Papst positiv anzurechnen, viel mehr als ein bisschen Heuchelei und Schaumschlagen war nicht drin.
Dann war da noch der Appell an die deutsche Kirche wieder fester zu glauben. Vatikan- und Papsttreue forderte Benedikt ein. Wohl diese Sätze sind es, die jede Hoffnung auf Reformen in der katholischen Kirche völlig zu nichte machen. Nicht wir, die aufgeklärt nach dem Grundgesetz leben sind die Guten, nein, die katholische Kirche ist es, die die letzten Wahrheiten verkündet. Ein Absurditätenkabinett, nichts weiter. Wenn der Papst Kritik an der Kirche bemerkt, weil die Menschen mit den Ansichten der katholischen Kirche nicht mehr klar kommt, dann versucht er eine solche Debatte im Keim zu ersticken und fordert wieder mehr an ihn zu glauben. Rückschritt statt Fortschritt. So bleibt die katholische Kirche da, wo sie jetzt schon ist: am Abgrund; wenn sie nicht sogar noch einen Schritt weiter kommt.
Die Menschenmassen, die zu den Gottesdiensten strömten, sind Illusionen. Reine Täuschungen. Denn was die Kirche da veranstaltet hat, ist nichts weiter als ein Event. Man bindet sich die Deutschlandfahne um, nimmt den Fotoapparat unter den Arm und schon gehts los. Hauptsache Party. Ob da jetzt Mario Barth Frauenwitze reißt oder der wohl berühmteste Mensch der Welt vor sich hinnuschelt, ist dann auch egal. Wichtig ist nur, dass am Ende auf Facebook Fotos mit dem Papst zu sehen sind. "Ich war dabei." Genau, dabei sein ist alles. Nur nicht so, wie der Papst es gerne hätte. Streng gläubig, katholisch. Als ob die Mehrheit der Gottesdienstbesucher katholisch lebt. Kein Sex vor der Ehe. Unterdrückung der sexuellen Neigung von Homosexuellen. Zölibat für Priester. Das ist alles ganz schön verklemmt und der Vergangenheit zugehörig. Junge Menschen kann man damit jedenfalls nicht begeistern. Also muss ein Event inszeniert werden, damit wieder schöne Bilder vom Papst um die Welt gehen. Mit hunderttausend jungen Leuten. Welch Schauspiel.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen