Von Henning Rasche
Staatsoberhäupter an sich reden selten im Deutschen Bundestag. Der Respekt vor dem Hohen Hause an sich ist groß. Und das ist gut so. Denn der Deutsche Bundestag ist Sinnbild der Demokratie. Er ist das Herz unserer Republik. Und diese Republik hat sich auch in sein Grundgesetz geschrieben, dass sie gegenüber Religionen neutral sein will. Wie verlogen ist es also das Staatsoberhaupt des Vatikanstaats, sprich Benedikt XVI. in den Bundestag zu einer Rede einzuladen? Immerhin ist klar in welcher seiner zahlreichen Eigenschaften Benedikt spricht. Nicht als Bischof von Rom, nicht als Diener aller Diener, nicht als Stellvertreter Gottes auf Erden, also auch nicht als Papst. Benedikt XVI. soll ganz normal als Staatsoberhaupt sprechen. Klar, wer denkt bei seinem Namen auch schon an Papst? Der Vatikanstaat ist das erste was mir einfällt.
Nun kann man sich darüber streiten, ob dieser Auftritt des Oberhauptes der katholischen Kirche im Bundestag sinnvoll oder weniger sinnvoll ist. Ob er legitim oder gegen geltendes Verfassungsrecht verstößt, was eher unwahrscheinlich sein sollte. Der Papst spricht jedenfalls. Daran ändern auch die 100 Abgeordneten nichts, die der Rede fernbleiben wollen. Bei allem Respekt: am Ende soll das ein Zeichen der Abneigung sein, aber wie sinnvoll es wirklich ist, darf zumindest bezweifelt werden. Gregor Gysi verlässt den Bundestag ja auch nicht, nur weil Angela Merkel spricht, die er auch nicht leiden kann. Aber auch das darf man anders sehen. Man kann das Blatt drehen und wenden wie man lustig ist, am Ende spricht der Papst ja doch. Am Ende kommt er für drei Tage nach Deutschland, lockt Tausende zu seinen Gottesdiensten, in die Straßen und ins Fußballstadion. Am Ende kostet das alles bis zu 100 Millionen Euro. Und das Geld wird auch vom Staat, also vom Volk, bezahlt. Neutralität des Staates?
Der Papst und die katholische Kirche bestimmen die Schlagzeilen. Gibt es eine größere Anerkennung für diese Religion? Eine Religion, die im normalen Lebensalltag der meisten "Anhänger" überhaupt keine Rolle mehr spielt, weil sie sich noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts befindet.
Dabei drängen sich so viele Fragen auf. Die wichtigste ist aber doch: Wie weit geht Religionsfreiheit? Ist es in Ordnung, dass die katholische Kirche diskriminiert? Menschen die Subjektsqualität abspricht und sie damit entwürdigt? Ist es fair, dass die katholische Kirche Menschen, die für sie arbeiten, zur Enthaltsamkeit zwingt, aber gleichzeitig Liebe preisen müssen? Ist es Recht, dass die Kirche als Träger eines Krankenhauses ihrem Chefarzt kündigen darf, weil dieser sich von seiner Frau getrennt hat? Ist es normal, dass die katholische Kirche ihre eigenen, wahren und echten Sünden unter den Tisch zu kehren versucht, während sie Geschiedene an den Pranger stellt?
Die katholische Kirche versucht eine Wertkonstante in einer immer schnelleren Welt zu sein. Das ist auf der einen Seite löblich, auf der anderen Seite totaler Unfug. Es ist nicht zu verantworten Menschen Kondome zu verweigern, denen AIDS droht. Gelebte Homosexualität als Sünde zu bezeichnen und solche Menschen zu diffamieren ist grobes Unrecht und mit dem Grundgesetz und den Menschenrechten nicht zu vereinbaren. Darf die katholische Kirche über Recht und Gesetz stehen? Darf sie das wirklich? Es muss sich furchtbar anfühlen, als gläubiger Katholik, dessen Ehe gescheitert ist, nicht mehr die Kommunion empfangen zu dürfen. Das ist schlimmer als Ausgrenzung. Das ist Heuchelei. "Hey, Du bist noch im Club. Aber mitmachen darfst du nicht mehr. Setz dich auf die Bank und guck zu." Das ist Mobbing. Nächstenliebe ist etwas anderes.
Doch die Schlussfolgerung daraus, dass die katholische Kirche Unrecht begeht, ist komplex. Denn diese Zwickmühle ist offensichtlich. Es wäre aber ihre Aufgabe so viele Traditionen zu wahren wie nötig sind um sie als Wertkonstante zu betrachten und so wenige Traditionen wie möglich zu wahren, um ihre eigenen Mitglieder nicht zu diffamieren. Wenn die Kirche weiterhin Homosexuelle als Sünder bezeichnet, dann beweist sie nur, dass sie politisch gesehen auf einer Stufe mit dem Iran steht. Mitglieder der katholischen Kirche schimpfen gerne und viel gegen den Islam, der doch angeblich so menschenfeindlich ist. Aber wer einmal vor der eigenen Tür kehrt, der erkennt meistens bei sich noch mehr Müll.
Vom Bundestagspräsidenten wäre es konsequent gewesen, Papst Benedikt XVI. nicht im Bundestag reden zu lassen. Ein Staatsoberhaupt, das ähnliche Ansichten vertritt, wie die Diktatoren, denen in der Arabischen Welt gerade der Garaus gemacht wird, darf nicht im Bundestag reden. Letztendlich darf zwar jeder glauben was er will und entscheiden ob er überhaupt glaubt. Aber der deutsche Staat täte gut daran, der katholischen Kirche ihr Unrecht aufzuzeigen. Schließlich würde das in einem Staatsbesuch von Chinas Präsidenten auch gefordert. Immer wieder weisen wir die Chinesen auf die Menschenrechte hin. Aber der Papst? Der offen gegen Schwule, Lesben, Ehebrecher und Frauen meutert, den laden wir noch für teures Geld ein und bieten ihm die größte Plattform, die er in Deutschland überhaupt kriegen kann. Den Deutschen Bundestag.
Religionsfreiheit und Laizität - beides bietet wohl einen sehr großen Interpretationsspielraum. Einen zu großen.
Staatsoberhäupter an sich reden selten im Deutschen Bundestag. Der Respekt vor dem Hohen Hause an sich ist groß. Und das ist gut so. Denn der Deutsche Bundestag ist Sinnbild der Demokratie. Er ist das Herz unserer Republik. Und diese Republik hat sich auch in sein Grundgesetz geschrieben, dass sie gegenüber Religionen neutral sein will. Wie verlogen ist es also das Staatsoberhaupt des Vatikanstaats, sprich Benedikt XVI. in den Bundestag zu einer Rede einzuladen? Immerhin ist klar in welcher seiner zahlreichen Eigenschaften Benedikt spricht. Nicht als Bischof von Rom, nicht als Diener aller Diener, nicht als Stellvertreter Gottes auf Erden, also auch nicht als Papst. Benedikt XVI. soll ganz normal als Staatsoberhaupt sprechen. Klar, wer denkt bei seinem Namen auch schon an Papst? Der Vatikanstaat ist das erste was mir einfällt.
Nun kann man sich darüber streiten, ob dieser Auftritt des Oberhauptes der katholischen Kirche im Bundestag sinnvoll oder weniger sinnvoll ist. Ob er legitim oder gegen geltendes Verfassungsrecht verstößt, was eher unwahrscheinlich sein sollte. Der Papst spricht jedenfalls. Daran ändern auch die 100 Abgeordneten nichts, die der Rede fernbleiben wollen. Bei allem Respekt: am Ende soll das ein Zeichen der Abneigung sein, aber wie sinnvoll es wirklich ist, darf zumindest bezweifelt werden. Gregor Gysi verlässt den Bundestag ja auch nicht, nur weil Angela Merkel spricht, die er auch nicht leiden kann. Aber auch das darf man anders sehen. Man kann das Blatt drehen und wenden wie man lustig ist, am Ende spricht der Papst ja doch. Am Ende kommt er für drei Tage nach Deutschland, lockt Tausende zu seinen Gottesdiensten, in die Straßen und ins Fußballstadion. Am Ende kostet das alles bis zu 100 Millionen Euro. Und das Geld wird auch vom Staat, also vom Volk, bezahlt. Neutralität des Staates?
Der Papst und die katholische Kirche bestimmen die Schlagzeilen. Gibt es eine größere Anerkennung für diese Religion? Eine Religion, die im normalen Lebensalltag der meisten "Anhänger" überhaupt keine Rolle mehr spielt, weil sie sich noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts befindet.
Dabei drängen sich so viele Fragen auf. Die wichtigste ist aber doch: Wie weit geht Religionsfreiheit? Ist es in Ordnung, dass die katholische Kirche diskriminiert? Menschen die Subjektsqualität abspricht und sie damit entwürdigt? Ist es fair, dass die katholische Kirche Menschen, die für sie arbeiten, zur Enthaltsamkeit zwingt, aber gleichzeitig Liebe preisen müssen? Ist es Recht, dass die Kirche als Träger eines Krankenhauses ihrem Chefarzt kündigen darf, weil dieser sich von seiner Frau getrennt hat? Ist es normal, dass die katholische Kirche ihre eigenen, wahren und echten Sünden unter den Tisch zu kehren versucht, während sie Geschiedene an den Pranger stellt?
Die katholische Kirche versucht eine Wertkonstante in einer immer schnelleren Welt zu sein. Das ist auf der einen Seite löblich, auf der anderen Seite totaler Unfug. Es ist nicht zu verantworten Menschen Kondome zu verweigern, denen AIDS droht. Gelebte Homosexualität als Sünde zu bezeichnen und solche Menschen zu diffamieren ist grobes Unrecht und mit dem Grundgesetz und den Menschenrechten nicht zu vereinbaren. Darf die katholische Kirche über Recht und Gesetz stehen? Darf sie das wirklich? Es muss sich furchtbar anfühlen, als gläubiger Katholik, dessen Ehe gescheitert ist, nicht mehr die Kommunion empfangen zu dürfen. Das ist schlimmer als Ausgrenzung. Das ist Heuchelei. "Hey, Du bist noch im Club. Aber mitmachen darfst du nicht mehr. Setz dich auf die Bank und guck zu." Das ist Mobbing. Nächstenliebe ist etwas anderes.
Doch die Schlussfolgerung daraus, dass die katholische Kirche Unrecht begeht, ist komplex. Denn diese Zwickmühle ist offensichtlich. Es wäre aber ihre Aufgabe so viele Traditionen zu wahren wie nötig sind um sie als Wertkonstante zu betrachten und so wenige Traditionen wie möglich zu wahren, um ihre eigenen Mitglieder nicht zu diffamieren. Wenn die Kirche weiterhin Homosexuelle als Sünder bezeichnet, dann beweist sie nur, dass sie politisch gesehen auf einer Stufe mit dem Iran steht. Mitglieder der katholischen Kirche schimpfen gerne und viel gegen den Islam, der doch angeblich so menschenfeindlich ist. Aber wer einmal vor der eigenen Tür kehrt, der erkennt meistens bei sich noch mehr Müll.
Vom Bundestagspräsidenten wäre es konsequent gewesen, Papst Benedikt XVI. nicht im Bundestag reden zu lassen. Ein Staatsoberhaupt, das ähnliche Ansichten vertritt, wie die Diktatoren, denen in der Arabischen Welt gerade der Garaus gemacht wird, darf nicht im Bundestag reden. Letztendlich darf zwar jeder glauben was er will und entscheiden ob er überhaupt glaubt. Aber der deutsche Staat täte gut daran, der katholischen Kirche ihr Unrecht aufzuzeigen. Schließlich würde das in einem Staatsbesuch von Chinas Präsidenten auch gefordert. Immer wieder weisen wir die Chinesen auf die Menschenrechte hin. Aber der Papst? Der offen gegen Schwule, Lesben, Ehebrecher und Frauen meutert, den laden wir noch für teures Geld ein und bieten ihm die größte Plattform, die er in Deutschland überhaupt kriegen kann. Den Deutschen Bundestag.
Religionsfreiheit und Laizität - beides bietet wohl einen sehr großen Interpretationsspielraum. Einen zu großen.
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