Von Henning Rasche.
Texte die mit "In eigener Sache" überschrieben sind, lese ich nie. Das hat den Hintergrund, dass der Autor darin meistens Mitleid erwecken will. In der Zeitung steht das meistens über der Ankündigung für die Abo-Preiserhöhung oder es soll Verständnis dafür wecken, dass die Redakteure wieder gestreikt haben. Mit schlechter Bezahlung bei Zeitungen kenn ich mich allerdings bestens aus, weitere Informationen sind nicht nötig. Schließlich gehört meine Gattung zu den schlechtbezahltesten Mitarbeitern einer Zeitung. Die freien Mitarbeiter in meiner Redaktion verdienen nämlich exakt 0,20 Euro pro gedruckter Zeile. Ein Aufmacher hat bei uns in etwa 80 Zeilen, das macht 16 Euro für durchschnittlich drei bis fünf Stunden Arbeit, es können gerne auch mal mehr sein.
So, nachdem ich den Erwartungen entsprochen habe und in dem Text mit der Überschrift "In eigener Sache" Mitleid erweckt habe - ich hoffe es zumindest - kann ich zum eigentlichen Sinn meiner Erzählung gelangen. Seit meiner Reise zu den Grünen nach Berlin überschreibe ich jeden Artikel mit meinem vollständigen Namen. Vorher unterschrieb ich die Texte nur mit einem anonymen Kürzel - her. Nicht, dass ich mich von der Schönheit meines Kürzels entfernt hätte, nein. Aber ich mache aus der Not eine Tugend. Anfangs überlegte ich mir, das Internet ist weit und gefährlich, verstecke ich mich also lieber hinter Anonymität. Dann "zwangen" mich die Grünen meine Identität auf der Seite preis zu geben, was ich nicht wirklich als dramatisch einstufte. Aber jetzt stelle ich fest, dass ich doch so von dem überzeugt sein kann, was ich schreibe, dass ich auch meinen echten Namen davor setzen kann. Schließlich tue ich nichts Illegales oder Anstößiges, ich betätige mich lediglich in der Meinungsäußerungsfreiheit.
Zwar ist dem aufmerksamen Betrachter diese Änderung ohnehin schon aufgefallen, allerdings wollte ich das noch mal deutlich erklären. Die Anonymität im Internet halte ich nämlich für ein großes Problem. Kein weltbedrohendes und keins, das man mit Zwang bekämpfen müsste, aber jeder der seinen Namen nicht verstecken braucht, sollte ihn auch nennen. Bei Facebook findet man mich ohnehin nicht. Darauf bin ich immer noch stolz. Zu dem Thema Facebook gibt es übrigens am Freitag einen neuen Beitrag.
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