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Und? Was bleibt?

Von Henning Rasche. 
Tja, wer hätte das gedacht? Das Aus im Viertelfinale. Irgendwie muss es sich um eine ideologische Panne handeln. Obwohl der Hauptdarsteller kurz vor dem Klimax aussteigt, läuft der Film einfach weiter. Da kann doch was nicht stimmen. Aber es ist nun einmal passiert: die deutsche Frauenfußballnationalmannschaft ist im Viertelfinale gegen Japan ausgeschieden. Also, tun wir das, was in sportlichen Fragen als Tabu gilt: vergleichen wir die Frauen mit den Männern. "Dritte Plätze sind was für Männer", hieß es lapidar auf den Plakaten der öffentlich-rechtlichen Sender, um auf die WM aufmerksam zu machen. Was ist dann was für Frauen? "Top Acht ist was für Frauen" - dürfen damit dann die Männer im nächsten Jahr werben? Nein, wie fies, wie frauenfeindlich, wie machohaft. Das geht doch gar nicht. Aber langsam und der Reihe nach. 

Man stelle sich vor, die Mannschaft von Jürgen Klinsmann und Jogi Löw wäre 2006 im Viertelfinale ausgeschieden. Die Nation wäre in Aufruhr gewesen, die beiden Trainer wären öffentlich auf dem Marktplatz  gesteinigt worden. Vermutlich. Aber jetzt? Das Event ist vorbei, trinken wir das Bier halt woanders! In einer Nation, die sich nicht dem Inhalt der Veranstaltung widmet, sondern nur noch dem Event an sich, schwindet die Wahrnehmung des Einzelnen. Der erhoffte Paukenschlag bleibt aus, der Nation ist es weitgehend egal, dass die Mannschaft aus dem Turnier geflogen ist. Nicht, dass ich das schade fände, dass die Stimmungslage so ist. Aber es wirft doch ein heuchlerisches Bild auf das, was vorher gewesen ist. Wie ernsthaft sind die Glückwünsche gewesen, wenn jetzt das große Ignorieren beginnt? Krampfhaft versuchen die Medien eine Debatte über die Bundestrainerin zu entfachen, um die "WM-Stimmung" anzuhalten, mitzunehmen. Aber das Land will nicht mitdiskutieren, wen interessiert das schon, ob Silvia Neid Frauennationaltrainerin ist? Die Spiele waren ganz nett, man konnte ein bisschen mitgröhlen, ein Bierchen trinken, aber jetzt ist doch auch gut. 

Der ganze Hype um den Frauenfußball ist eine einzige Farce. Er hat nie richtig bestanden und so den Spielerinnen eine falsche Sicherheit von angeblichem Rückhalt in der Bevölkerung gegeben. Diese haben sich am Ende vielleicht zu sehr darauf verlassen, es werde schon alles gut gehen, schließlich ist ja alles andere auch gut. Um noch eine sportliche Betrachtung einfließen zu lassen: in der Mannschaft mangelte es in der Außendarstellung an Teamgeist. Das, was die Männer 2006 noch so sehr beschworen, sei es durch Teamkreise, durch offene Bekundungen oder nur durch den Ballnamen gewesen, fehlte den Frauen in jeder Hinsicht. Nicht einmal als sie ausschieden, weinten die Spielerinnen zusammen, nein, sie weinten jede für sich. Und genau deshalb, weil die Frauen-WM mit moralischen, gesellschaftlichen, sportlichen und wirtschaftlichen Anforderungen überlastet war, ist sie aus deutscher Perspektive schon jetzt ein Misserfolg. Da kann Steffi Jones noch so oft betonen, wie toll die Atmosphäre in den Stadien ist. Am Ende ist das alles nur geschaffen von der Generation Eventhopping. Aber wer weiß, vielleicht wird der Zuschauerschnitt in der Damenbundesliga ja von 200 auf 250 angehoben. Immerhin, für eine Randsportart.  
 

1 Kommentar:

  1. Der Hype um die Frauenfussball-WM war und ist künstlich. Es ist halt noch zu früh, die Leistungsdichte war auch nicht so toll.

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